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In Deutschland lag das durchschnittliche Nettogehalt im Jahr 2021 bei 2165 Euro. Die meisten Deutschen würden sich weder als arm noch als wohlhabend sehen.
Im Jahr 2021 lag das Bruttoinlandprodukt (BIP) in Deutschland bei 43.294 pro Kopf, bei Statis.de sind es 43.292 Euro. Ich gehe davon aus, dass diese zwei Euro vernachlässigbar sind. Im Vergleich dazu lag dieses weltweit bei 10.301 Euro. Im Jahr 2022 stieg das BIP auf 46.149 Euro.
Das BIP zeigt, wie gut es einer Volkswirtschaft innerhalb eines bestimmten Zeitraums geht. Die Auswertung erfolgt quartalsweise und/oder jährlich. Das BIP zeigt an, welche wirtschaftlichen Leistungen innerhalb einer Volkswirtschaft erbracht werden. Hierzu wird der Wert der Waren und Dienstleistungen gemessen, die in dieser Volkswirtschaft hergestellt wurden. Dieser Herstellungs- oder Bereitstellungsprozess wird als Wertschöpfung bezeichnet. Waren und Dienstleistungen werden immer dann nicht mit einberechnet, wenn diese zur Herstellung weiterer Waren oder Dienstleistungen genutzt werden.
Um das BIP zuverlässig berechnen zu können, wird dieses preisbereinigt errechnet. Die Preise des jeweiligen Vorjahres sowie deren Verkettung fließen in die Berechnung ein. So wird die wirtschaftliche Entwicklung aufgezeigt. Dieses preisbereinigte BIP ist Messgröße des Wirtschaftswachstums in der jeweiligen Volkswirtschaft.
Bei dieser Berechnung des BIP wird die Differenz zwischen dem Wert der im Inland hergestellten Waren sowie Dienstleistungen – also dem Produktionswert – und dem Vorleistungsverbrauch ermittelt. In Folge werden sämtliche Gütesteuern wie die Mineralöl-, die Tabak- oder auch die Mehrwertsteuer zu dem Wert hinzugefügt. Wenn die Gütersubventionen in Abzug gebracht wurden, steht das BIP fest.
Das BIP kann nicht nur über die Produktion von Waren und der Bereitstellung von Dienstleistungen errechnet werden. Daneben ist eine Berechnung anhand der Nachfrage ebenfalls möglich. Diese Berechnung wird als Verwendungsrechnung oder Ausgabenansatz bezeichnet. Berechnet werden alle Ausgaben für Dienstleistungen und Waren in einem Land. Inbegriffen sind sowohl staatliche als auch private Konsumausgaben aber auch Investitionen und der Außenbeitrag. Der Ausgabenbeitrag errechnet sich, indem die Importe von den Exporten subtrahiert werden (Quelle).
Im Jahr 2021 verdienten Vollzeitbeschäftigte durchschnittlich etwa 4.100 Euro. Werden alle Arbeitnehmer betrachtet, sinkt dieses Durchschnittseinkommen auf 2.165 Euro netto und 3.199 Euro brutto. Beim Gesamtdurchschnittseinkommen aller Arbeitnehmer werden auch diejenigen mit einberechnet, die eine Teilzeitstelle oder eine geringfügige Beschäftigung ausüben.
Bei den Löhnen und Gehältern gibt es deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede. Diese Unterschiede werden als Gender Pay Gap bezeichnet. Hierbei wird der Unterschied zwischen den Gehältern von Männern und Frauen errechnet. Im Jahr 2021 lag die Differenz bei 18 Prozent. Zu Ungunsten der Frauen. Bei diesem unbereinigten Gender Pay Gap wird zunächst nur die Höhe der Gehälter miteinander verglichen. Folglich werden im unbereinigten Gender Pay Gap branchen- und berufsspezifische Unterschiede noch nicht erfasst. Das statistische Bundesamt geht davon aus, dass diese Unterschiede sowie das Dienstalter aber auch die unterschiedlichen Arbeitsplatzanforderungen in Bezug auf die Qualifikation und Führung etwa zwei Drittel des Verdienstunterschieds ausmachen. Demnach ist das verbleibende Drittel ist der bereinigte Gender Pay Gap.
Neben den geschlechtsspezifischen Unterschieden sind die Gehälter und Löhne in den verschiedenen Branchen sehr ungleich verteilt. Im Gastgewerbe wurden beispielsweise die geringsten Löhne bezahlt, in den Bereichen Energieversorgung, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie Information und Kommunikation wurden Spitzengehälter gezahlt (Quelle).
Nicht verwunderlich dürfte sein, dass in den Berufen, in denen viele oder überwiegend Frauen arbeiten oder traditionell gearbeitet haben, ebenfalls unterdurchschnittliche Löhne und Gehälter gezahlt werden.
Was sagen das BIP und die Durchschnittsgehälter über die Armutsgefährdung des Einzelnen aus? Zunächst einmal nichts. Allerdings wird das Armutsrisiko sowie der Eintritt von relativer und absoluter Armut anhand der durchschnittlichen Einkommen bewertet.
„Eine Person gilt nach der EU-Definition für EU-SILC als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt (Schwellenwert der Armutsgefährdung). 2021 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 15. 009 Euro netto im Jahr (1. 251 Euro im Monat), für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 31. 520 Euro netto im Jahr (2 627 Euro im Monat)“ (Quelle).
Nicht verwunderlich ist, dass Frauen deutlich stärker von Armut bedroht oder betroffen sind. Im Gegensatz zu den Männern, von denen nur 15,1 Prozent armutsgefährdet waren, waren 16,5 Prozent Frauen von Armut bedroht. Während bei den Personen im erwerbstätigen Alter nur geringe geschlechtsspezifische Unterschiede erkennbar sind, klafft das Gefährdungsrisiko zwischen Männern und Frauen ab 65 Jahren deutlich auseinander. Demnach sind Frauen über 65 Jahre mit 21 Prozent wesentlich häufiger von Armut bedroht oder betroffen als Männer gleichen Alters. Bei den Männern lag die Quote bei 17,4 Prozent.
Die Gründe für die geringeren Einkommen im Alter bei Frauen liegen zumeist in der unterbrochenen Erwerbsbiografie aufgrund von Care-Arbeiten, woraus sich niedrigere Rentenansprüche ergeben.
Von den Kindern und Jugendlichen waren 16,2 Prozent von Armut bedroht.
Neben der Altersarmut sind Alleinstehende und Alleinerziehende überdurchschnittlich häufig von Armut bedroht oder betroffen. Bei den Alleinerziehenden betrug der Wert 26,6 Prozent und den Alleinstehenden 26,8 Prozent.
Im Vergleich dazu betrug das Armutsrisiko von Haushalten mit zwei Erwachsenen sowie einem Kind lediglich 9 Prozent. Bei zwei Kindern steigt das Risiko auf 11,4 Prozent. Haushalte, in denen zwei Erwachsene ohne Kinder leben lag das Risiko bei 11,5 Prozent.
Das Risiko von Armut bedroht oder betroffen zu sein, steigt auch in Haushalten mit zwei Erwachsenen mit der Anzahl der Kinder sprunghaft an. In den Haushalten, in denen zwei Erwachsene und drei oder mehr Kinder leben lag das Risiko mit 23,6 Prozent deutlich oberhalb des Bundesdurchschnitts.
Am stärksten von Armut bedroht waren im Jahr 2021 arbeitslose Personen. Während unter den erwerbstätigen Personen lediglich 8,6 Prozent von Armut betroffen oder bedroht waren, lag der Anteil der Arbeitslosen bei 47 Prozent. Somit war quasi jede zweite arbeitssuchende Person von Armut betroffen oder bedroht (mehr erfahren).
Absolute Armut liegt immer dann vor, wenn ein Mensch nicht mehr in der Lage ist, Grundbedürfnisse wie Essen oder Trinken zu befriedigen. Die Armutsgrenze weltweit wird durch die Weltbank ermittelt und liegt seit September 2022 bei 2,15 Dollar pro Tag. Bis zum September 2015 galten die Menschen, die weniger als 1,9 Dollar pro Tag hatten, als Betroffene absoluter Armut. Dieser Wert wird als Minimum ermittelt, die ein Mensch benötigt, um zu überleben.
Weltweit leben 767 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Menschen die von absoluter Armut betroffen sind, leider unter Mangel- oder Unterernährung. Sie haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung oder Bildung. Das derzeit ärmste Land Burundi hat derzeit ein BIP von 309,11 US-Dollar. Für das Jahr 2023 wird das BIP auf 249,22 US-Dollar geschätzt.
Relative Armut liegt immer dann vor, wenn ein Mensch ein Einkommen erzielt, das unterhalb der 60 Prozent-Marke des jeweiligen Landes liegt. Damit wird relative Armut nur innerhalb einer Volkswirtschaft, nicht jedoch weltweit ermittelt. Bei der relativen Armut geht es weniger um Überlebenskämpfe als um soziale Ungleichheiten und um Ungleichheiten in den Bereichen Bildung und Teilhabe (Quelle).
Gefühlte Armut ist nicht messbar und ist nicht an bestimmten Einkommensgrenzen gebunden. Sie liegt immer dann vor, wenn eine Person aufgrund ihres Einkommens gesellschaftlich ausgeschlossen wird (Quelle). Diese Form der Armut muss keinen objektiven Kriterien standhalten. Hält sich eine Person, die durchschnittlich viel verdient dauerhaft in Kreisen auf, in denen überdurchschnittliche Einkommen erzielt werden, so kann diese Person sich arm fühlen, ohne tatsächlich von Armut betroffen zu sein.
Ja und Nein. Prinzipiell verhindert der deutsche Sozialstaat, dass Menschen unter absoluter Armut leiden müssen. Werden allerdings Ansprüche auf staatliche Transferleistungen nicht geltend gemacht oder sind diese Ansprüche nicht vorhanden, kann es zur absoluten Armut kommen. Das ist allerdings nur sehr selten der Fall.
Menschen, die von relativer Armut betroffen sind, können ihre Grundbedürfnisse überwiegend befriedigen. Relative Armut betrifft in erster Linie die soziokulturelle Teilhabe und sorgt für die Segregation der Betroffenen.
Aus diesem Grund wird in der Gesellschaft und Politik immer wieder die Absicherung von Kindern kontrovers diskutiert. Während Erwachsene in der Regel die Möglichkeit haben, durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit relativer Armut entgegenzuwirken, können Kinder der Armut nicht entkommen.
Zudem konnten Kinder, deren Eltern ALG-II (jetzt Bürgergeld) erhielten keine geringfüge Beschäftigung aufnehmen, ohne dass diese in weiteren Teilen anrechnungsfähig war. Das hat sich auch durch das Bürgergeld nicht geändert. Kinder von nicht erwerbstätigen Eltern haben keinerlei Möglichkeit ab ihrem 16 Lebensjahr (üblicherweise) ihr Taschengeld aufzubessern.
Kinder, die von relativer Armut betroffen sind, haben nicht die gleichen Teilhabe- und Bildungschancen wie Kinder von Eltern, die über ein ausreichendes Maß an Einkommen verfügen.
Deutschland ist eine der reichsten Industrienationen der Welt. Zudem verfügt Deutschland über ein Sozialsicherungssystem, das dafür sorgt, dass niemand in absoluter Armut leben muss. Im echten Leben sind EU-Bürger, die aufgrund der Arbeitnehmerfreizügigkeit nach Deutschland gekommen sind und Menschen, die aufgrund von psychischen oder physischen Erkrankungen nicht in der Lage sind, grundsichernde Leistungen zu beantragen, von absoluter Armut betroffen.
Trotz hohem BIP und hoher durchschnittlicher Einkommen ist auch in Deutschland das Vermögen ungleich verteilt. So halten etwa 10 Prozent der Deutschen 60 Prozent des Gesamtvermögens. Etwa 20 Prozent der Deutschen besitzen überhaupt kein Vermögen (Quelle). Dieser Wert deckt sich in etwa mit dem Wert der von Armut bedrohten oder betroffenen Personen.
Quellen:
https://www.aktion-deutschland-hilft.de/de/fachthemen/armut/armut-was-ist-das-eigentlich/
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