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An unserer Kleidung klebt Blut. Wir können es nicht sehen, wir riechen es nicht. Wir wissen es aber. Jemand, der heute noch nicht weiß, wie Fast Fashion produziert wird, der lebte zuvor nicht auf diesem Planeten. Nach dem Brand in einer Kleiderfabrik in Pakistan und dem Einsturz einer Fabrik in Bangladesch war das Entsetzen zunächst groß. Geändert hat sich kaum etwas.

Was macht Fast Fashion so beliebt?

Als ich jung war gab es wenig günstige Mode. Fast Fashion hat ihren Ursprung jedoch tatsächlich bereits in den 1980er Jahren. Folglich gab es in meiner Kindheit in den 80er Jahren bereits Modetrends. In den 1990er Jahren empfand ich den häufigen Wechsel der Mode als besonders belastend. Dinge, die heute noch getragen werden konnten, waren morgen total out. Möglicherweise lag das aber auch an meinem damaligen jungen Alter.

Heute ist es mir relativ egal, was gerade in Mode ist. Trends, die mir gefallen, nehme ich mit. Es gibt aber auch Jahre, in denen ich kaum etwas finde, weil der Mainstream-Trend nicht meinem Geschmack entspricht.

In den 2000er Jahren wurde Mode im Vergleich zu den vorherigen Jahrzehnten richtig billig. Die einsetzende Konkurrenz durch Primark, SHEIN oder Berska sorgten für fallende Preise bei bestehenden Modemarken. Kleider wurden zu Wegwerfprodukten. Mit den sinkenden Preisen litt allerdings auch die Qualität der Produkte. Schiefe Nähte und verzogene Teile nach 1-2 Wäschen sind an der Tagesordnung.

Fast Fashion ist in jeder Innenstadt sofort verfügbar und selbst bei einem schmalen Portemonnaie kann man sich monatlich mehrere Teile leisten. Wenn diese Teile einem nicht mehr gefallen, können sie ohne große Verluste entsorgt werden. Zumindest für uns.

Nachteile von Fast Fashion

Wenn Du Deinen persönlichen Stil gefunden hast und nicht unter Gewichtsschwankungen leidest, möchtest Du vielleicht Kleider besitzen, die dich länger begleiten. Kleider, die gerade Nähte haben und sorgfältig verarbeitet sind. Kleidung, die hält, was sie verspricht.

Leider kannst Du Dir auch bei Markenkleidung nicht sicher sein, wie diese hergestellt wird. Das ist im Geschäft nicht ersichtlich. Du kannst nur jedes einzelne Label Googlen und hoffen, dass es Veröffentlichungen zur Produktion gibt.

Fast Fashion ist nicht nur schlecht für die Umwelt, weil Du sie zwangsläufig nicht ewig tragen kannst. Fast Fashion zerstört beim Färben während der Herstellung die Umwelt, sie muss zudem bis zu 20.000 Kilometer zurücklegen, damit sie für eine kurze Zeit sie in unseren Schränken hängt.

Fast Fashion zerstört das Leben der Näherinnen und Näher. Zudem sind viele der Arbeiterinnen und Arbeiter noch minderjährig. Für das Nähen unserer Kleidung erhalten diese Menschen einen Hungerlohn, der ihre Existenz nicht annähernd absichert.

Können wir ohne Fast Fashion leben?

Ganz schnell wirst Du zu dem Schluss kommen, dass fair hergestellte Kleidung viel zu teuer ist. Sie ist teuer, das stimmt. Markenkleidung ist allerdings um einiges teurer. Wir haben jedoch ein Problem der Verfügbarkeit. Gäbe es kaum oder keine Billigklamotten aus Billiglohnländern, dann könnte sie niemand kaufen.

Jetzt könntest Du das Argument der freien Selbstbestimmung anbringen. Dieses Recht haben allerdings die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Fabriken auch nicht. Nein, sie tun das nicht freiwillig. Sie haben Hunger und müssen ihre Familie ernähren. Sie können im Gegensatz zu uns kein ALG II beantragen, wenn sie arbeitssuchend sind.

Wir könnten ohne Fast Fashion leben. Wenn wir bereit wären für weniger Kleidung mehr Geld auszugeben. Derzeit besitzen Frauen in Deutschland durchschnittlich 95 Kleidungsstücke. Etwa 40 Prozent davon werden selten oder gar nicht getragen. Bei diesen 95 Kleidungsstücken sind weder Unterwäsche noch Socken inbegriffen.

Wie viel Kleidung Du wirklich brauchst

Zu diesem Thema haben sich bereits einige Menschen den Kopf zerbrochen. Caroline Rector, eine US-Amerikanische Bloggerin geht davon aus, dass 37 Teile im Kleiderschrank ausreichend sind. Sie geht von 9 Unterteilen also Hosen und Röcken, 15 Oberteilen also T-Shirts und Pullovern, 9 Paar Schuhen, 2 Kleidern, einer Jacke und einem Mantel aus.

Die ebenfalls aus den USA stämmige Courtney Carver hat die „Project-333-Challenge“ ins Leben gerufen. Bei dieser Challenge versuchst du 3 Monate, also eine Saison mit 33 Teilen auszukommen. Nach den drei Monaten stellst du Dir erneut eine Kollektion zusammen. Bei der Auswahl solltest Du darauf achten, dass die Teile miteinander kombinierbar sind. Alle anderen Kleidungstücke verstaust du so, dass du erst einmal nicht dran kommst.

Probleme bei der Verallgemeinerung

Natürlich gibt es Menschen, die mit 33 oder 37 Kleidungsstücken leben können. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn Du im Beruf und Privatleben die gleiche Kleidung tragen kannst. Es gibt Berufe, bei denen Du Berufskleidung tragen musst. Dann schaffst Du es relativ sicher mit einer geringen Anzahl an Kleidungsstücken auszukommen. Problematisch wird es, wenn auf der Arbeit ein Dresscode vorgeschrieben ist und Du privat andere Kleidungsstücke trägst. Dann wird es eng mit nur 33 oder 37 Teilen.

Ebenfalls problematisch wird es bei Singles mit normal großen Waschmaschinen. Ich bekomme mit nur 15 Oberteilen insbesondere im Sommer keine Maschine voll. Auch im Winter trage ich unter Pullovern und Westen Shirts. Die Shirts nehmen kaum Platz in der Maschine weg. Trotz Wollwaschprogramm wasche ich Wollpullover meist von Hand. Oder ich nutze das Dampf-Programm. Sie landen jedenfalls nicht in der Buntwäsche.

In Zeiten, in denen es regnet benötige ich tendenziell mehr Hosen als in regenärmeren Zeiten. Ich besitze kein Auto, laufe also alle Strecken zu Fuß und gehe auch mit den Hunden raus.

Das waren meine Gründe, warum ich mir nicht von anderen Menschen vorschreiben lasse, wie viele Kleidungsstücke für mich ausreichend sind. Ich passe den Umfang meines Kleiderschranks an meine jeweilige Lebensrealität an. Im Alltag merkst Du recht schnell, wenn Dir Kleidung fehlt.

Den Kleiderschrank anpassen

Ich passe meinen Kleiderschrank regelmäßig an meine derzeitigen Bedürfnisse an. Ich ersetze defekte Teile oder spende Kleidung, die ich nicht trage. In diesem Jahr durfte ich mich zwei Mal komplett neu einkleiden, weil ich aufgrund von Medikamenten stark zugenommen habe. Ich besitze jetzt Kleidung in vier Größen. Ich hoffe zumindest noch, dass ich irgendwann wieder in meine ursprüngliche Größe passen werde. Allerdings musste ich überwiegend Hosen neu kaufen.

Dabei musste ich relativ häufig sehr spontan Kleidung besorgen. Zu 100 Prozent umgehen konnte ich Fast Fashion nicht. Zum einen, weil ich relativ viele Kleidungsstücke benötigt habe. Mir hat im Sommer relativ schnell nichts mehr gepasst. Zum anderen aufgrund der Verfügbarkeit. Es gibt hier nur einen Laden mit „grüner Mode“.

Worauf Du beim Kleiderkauf achten solltest

Du kannst mittlerweile auch bei einigen Modeketten Kleidung aus recycelten Materialien erwerben. Das verbessert zwar nicht die Arbeitsbedingungen aber leistet einen Beitrag zum Umweltschutz. Du solltest hier allerdings achtsam sein, weil es sich hierbei häufig um recycelte Kunststofffasern handelt.

Du kannst bei einigen großen Ketten auch fair hergestellte Mode erwerben. Bei einigen kannst Du das online einstellen, sodass Dir nur die fair hergestellten Artikel angezeigt werden.

Wenn Du neue Kleidung kaufst und nur ein oder zwei Artikel brauchst, findest du hier eine Übersicht fairer Modelabels und von Onlineshops, die faire Mode verkaufen. Im Gegensatz zu den großen Onlineshops und Versandhäusern musst Du hier nicht nach Nachhaltigkeit selektieren. Wenn Du Basics benötigst, findest Du hier eine Übersicht über die verschiedenen Shops und Hersteller.

Second Hand kaufen

Wenn Du mehrere Teile benötigst kann der Kauf fairer Mode schnell sehr teuer werden. Wenn es schnell gehen muss und Du Dir faire Mode nicht nach und nach kaufen kannst, dann kannst Du auf Second Hand Kleidung zurückgreifen.

Momentan ist das Angebot an gebrauchter Kleidung größer als die Nachfrage. Das bedeutet, dass es noch wesentlich mehr Menschen gibt, die Kleidung neu kaufen und sie dann wieder verkaufen als Menschen, die sich ihre Kleidung Second Hand kaufen.

Der Tipp Second Hand Kleidung als nachhaltigere Lösung im Vergleich zum Neukauf zu erwerben, funktioniert auch nur so lange es Menschen gibt, die sich zu viel Kleidung kaufen. Daher löst der Second-Hand-Kauf unser Fast-Fashion-Problem nicht aber er trägt dazu bei, dass weniger Kleidung weg geworfen wird.

Wenn Du Second Hand kaufst und merkst, dass Du die Kleidung im Alltag nicht trägst oder das Kleidungsstück lässt sich nicht kombinieren, dann kannst Du dieses Kleidungsstück erneut verkaufen oder spenden.

Kleidung selber nähen

Kleidung selber nähen löst das Problem der menschenunwürdigen Bedingungen in den Fabriken, kann aber unter Umständen schädlich für die Umwelt sein. Die Stoffe werden dennoch zumeist in Drittländern hergestellt und gefärbt. Aus diesem Grund ist es am nachhaltigsten, wenn Du Bio-Stoffe kaufst, die in Deutschland eingefärbt wurden.

Allerdings haben diese Stoffe ihren Preis. Selbst wenn Du relativ günstige Stoffe kaufst werden Deine selbst genähten Stücke wesentlich teurer sein als Fast Fashion. Dafür hast due echte Unikate. Die Wahrscheinlichkeit, dass Du jemandem begegnest, der genau aus diesem Stoff ein Teil mit demselben Schnittmuster genäht hat, ist sehr gering.

Wenn Du nicht nähen kannst aber eigentlich schon Lust hast, deine eigenen Kleidungsstücke zu nähen, dann pack es an. Nähen ist nicht schwer. Ich habe jahrelang nur Gardinen genäht und Hosen gekürzt. Dann kam der erste Lockdown und ich habe für soziale Einrichtungen Masken genäht. Ich wollte das unbedingt und habe mir ein Video dazu angesehen und los gelegt.

Als ich mit den Masken fertig war, war immer noch Lockdown und ich wollte andere Dinge nähen. Ich bin über Kosmetiktaschen relativ schnell bei Kleidung gelandet. Ich habe mir Video für Video angesehen und habe es Schritt für Schritt nachgenäht. Bei YouTube gibt es eine Vielzahl an Anleitungs-Videos.

An Fast Fashion kommt man aufgrund des hohen Angebots kaum vorbei. Du hast es jedoch in der Hand so wenig wie möglich davon zu konsumieren. Fair Fashion ist in der Regel sehr teuer, weshalb der Rückgriff auf Second Hand Kleidung die günstigste Alternative ist. Selber Nähen liegt preislich zwischen Fair Fashion und Second Hand und kostest zudem etwas Zeit. Und viel Nerven.

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