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Wer ist noch in dem Glauben aufgewachsen, dass Kriege, zumindest auf unserem Kontinent der Vergangenheit Angehören?
Um diese Begrifflichkeiten voneinander abgrenzen zu können, müssen wir uns zunächst einmal mit den Begriffen an sich beschäftigen.
Als Kriege werden Konflikte bezeichnet, die mit Waffen gewaltsam ausgetragen werden (Quellle).
Im Völkerrecht wird unter einem bewaffneten Konflikt eine Auseinandersetzung verstanden, die zwischen verschiedenen Akteuren stattfinden kann. So kann das Militär aus verschiedenen Staaten ebenso in einen bewaffneten Konflikt verwickelt sein, wie auch paramilitärische Organisationen (innerstaatlich). Ein bewaffneter Konflikt kann auch von Aufständischen aus der Bevölkerung ausgehen (Quelle).
Gewaltsame Konflikte werden immer dann als Kriege bezeichnet, wenn eine der Parteien der anderen den Krieg erklärt oder wenn mindestens 1.000 Menschen pro Jahr getötet werden. Damit sporadische Massaker oder Völkermorde von Kriegen unterschieden werden können, müssen sich beide Parteien organisiert bzw. formiert haben. Zudem muss die Seite, die zahlenmäßig unterlegen ist, mindestens fünf Prozent der eigenen Verluste beim Gegner erzielt haben (Quelle).
Kriegsformen
Kriege werden in unterschiedlichen Formen, Arten und Ursachen kategorisiert.
Bei den Ursachen wird zwischen den Wirtschaftlichen, Territorialen, Ideologischen, Kolonialen und Religiösen unterschieden.
Kriege unterschieden sich nicht nur in ihren Auslösern und Ursachen, sondern auch wesentlich in ihren Zielen. Daher kann zwischen Interventions-, Befreiungs-, Sanktions-, Angriffs- und Verteidigungskriegen unterschieden werden (Quelle).
Zunächst einmal kann zwischen Land-, Luft- und Seekriegen unterschieden werden. Eine weitere Unterscheidung kann in Bezug auf die Art der eingesetzten Waffen getroffen werden. So wird zwischen konventionellen, chemischen, bakteriologischen und Atomkriegen unterschieden. Seit wenigen Jahren sind auch ein Cyber-Kriege denk- und durchführbar (Quelle).
Hier werden Kriege anhand ihrer Ausdehnung kategorisiert. So gibt neben Weltkriegen interne, lokal begrenzte und regionale Kriege .
Hier wird nach Volks-, Miliz-, Partisanen- und Guerilla-Kriegen unterschieden. Bei Partisanen handelt es sich um Freiwillige, die ihr Land beschützen oder befreien wollen. Ähnlich verhält es sich bei einem Guerilla-Krieg. Hier kämpft auch eine kleinere Gruppe gegen fremdes Militär an. Die Guerilla-Kämpfer kleiden sich jedoch wie Zivilisten und sind nicht als Soldaten erkennbar.(Quelle).
Aus den unterschiedlichsten Gründen wenden Menschen militärische Gewalt an. Diese Gründe können zum Beispiel der Kampf um Ressourcen oder die Vormachtstellung in einem Land oder in einer Region sein. Aber auch soziale Ungerechtigkeiten oder Nationalismus können zu einem Bürgerkrieg führen. Aufgrund der mannigfaltigen Ursachen wird zwischen folgenden Formen von Bürgerkriegen unterschieden:
Bei Autonomie- und Sezessionskriegen versuchen einzelne Bevölkerungsgruppen ihre Interessen durchzusetzen. In der Regel geht es hierbei um Autonomie und Unabhängigkeit oder um die Sezession, also die Loslösung eines Gebietes vom bisherigen Staatsgebiet. Solche Konflikte werden dann ausgelöst, wenn der Staat seine Bevölkerungsgruppen wirtschaftlich unterschiedlich behandelt (Quelle).
Bei einem Antiregimekrieg handelt es sich um einen Kampf gegen die aktuelle Regierung. Hierdurch soll das politische oder gesellschaftliche System verändert werden (Quelle).
Bei einem Guerillakrieg kämpfen irreguläre Kampfverbände gegen die regulären Regierungsgruppen. Da die Guerillagruppen den Kampfverbänden der Regierung sowohl zahlenmäßig als auch in Bezug auf die Waffen unterlegen sind, überfallen sie die Regierungstruppen aus dem Hinterhalt, tragen Zivilkleidung oder begehen Anschläge (Quelle).
Im 19. und 20. Jahrhundert führten die sechs Kolonialmächte, bestehend aus Spanien, Deutschem Reich, Frankreich, England, Niederlande und Portugal brutale Kriege durch. Diese sollten zur Aufrechterhaltung ihrer Herrschaft über andere Länder in Afrika, Asien und der arabischen Welt dienen (Quelle).
Seit dem 20. Jahrhundert kamen zu den Bürgerkriegen auch Kriege hinzu, welche sich durch eine große Ungleichheit in Bezug auf die Kräfteverteilung auszeichnen. Auch die Kampfmethoden und die Kampfmittel sind bei den neuen Kriegsformen ungleich verteilt. Auch die Motivation der Kriegsparteien variiert stark:
Bei Ressourcenkriegen wird um rohstoffreiche Gebiete gekämpft. Zumeist befinden sich lokale Kriegsherren, Rebellen und Milizen im Kriegsgeschehen. Bei Ressourcenkriegen wird allerdings die Zivilbevölkerung gezielt mit einbezogen (Quelle).
Bei einem Befriedungskrieg wird eine kriegerische Auseinandersetzung in einem Land oder in einer Region durch internationale Staaten oder Truppen beendet (Quelle).
Zum modernen Terrorismus zählen Terroranschläge wie der vom 11.09.2001 in New York.
Trotz des Golfkriegs wuchs ich in dem unerschütterlichen Glauben auf, dass die Menschen mittlerweile eine Stufe der Zivilisation erreicht haben, in der keine Waffengewalt mehr notwendig ist. Heute, weitere 30 Jahre später, muss ich leider feststellen, dass die Menschheit weit davon entfernt ist, Krisen und Konflikte friedlich, diplomatisch zu lösen.
Im Jahr 2021 gab es weltweit 355 Kriege und Krisen. Mit erfasst werden sowohl Dispute, als auch gewaltsame- und gewaltlose Krisen, sowie Kriege. Zu den Kriegen gehören auch begrenzte Kriege.
Der zweite äthiopische Bürgerkrieg, der seit dem Jahr 2020 tobt, forderte bislang zwischen 385.000 und 600.000 Todesopfer. Der Drogenkrieg in Mexiko, der bereits seit 2006 unerbittlich geführt wird, sorgte für über 300.000 Tote.
Einige Konflikte und Kriege, darunter der somalische Bürgerkrieg und der Irakkrieg werden bereits seit mehreren Jahrzehnten geführt. Im Sudan ist im April 2023 der Konflikt zwischen dem derzeitigen Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und dem Vize Mohammed Hamdan Daglo vollkommen eskaliert. Derzeit befinden sich hunderttausende Menschen auf der Flucht.
Bei den jüngsten Auseinandersetzungen wurden hunderte Menschen getötet und Tausende verletzt. In Khartum müssen derzeit viele Menschen ohne Strom und fließendes Wasser leben. In Sudan gibt es derzeit für 45,66 Millionen Menschen lediglich 35 funktionstüchtige Krankenhäuser.
Man muss kein Mathe-Genie sein, um zu begreifen, dass diese 35 Krankenhäuser die Bevölkerung nicht adäquat versorgen können. Es werden folglich in den kommenden Wochen, Monaten und eventuell sogar Jahren Menschen an behandelbaren Erkrankungen versterben, weil sie keinen Zugang zu medizinischer Hilfe haben.
Kriege fordern immer Opfer. Die Todesopfer sind meist nur die Spitze des Eisbergs, Kriege bringen Leid, Hunger und Elend. Diese Krisen zählen im Krieg zu den Kollateralschäden, die Anzahl der Opfer kann statistisch meist nur sehr ungenau erfasst werden. Bei den Todeszahlen handelt es sich um prüfbare Zahlen, die jedoch im Verlauf von Kriegen immer wieder nach oben oder unten korrigiert werden.
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, zeigt, dass die vom Krieg betroffenen Länder ihre eigenen Opferzahlen gerne nach unten und die des Kontrahenten nach oben korrigieren. Das gehört zur strategischen Kriegsführung und der mentalen Schwächung des Gegners.
Derzeit wird davon ausgegangen, dass zwischen 35.000 und 43.000 russische Soldaten im Angriffskrieg ihr Leben verloren haben. Russland hingegen gibt im September 2022 an, einen Verlust von 6.000 Soldaten zu beklagen.
In einem Pentagon-Bericht (auf Grundlage der Berichte von Geheimdiensten) wird von 15.000 bis 17.500 getöteten ukrainischen Soldaten ausgegangen (Quelle). Eigenen Schätzungen zufolge hat die Ukraine etwa 13.000 Menschen im Krieg verloren.
Die meisten Quellen gehen davon aus, dass die Verluste auf der russischen Seite deutlich höher ausfallen als auf ukrainischer Seite. Insgesamt sollen mindestens 42.295 Menschen in diesem Krieg gestorben sein.
Für uns als Außenstehende spielt es tatsächlich überhaupt keine Rolle, aus welchem Land die Todesopfer stammen. Selbs dann, wenn das Opfer Soldat war, kann nicht automatisch von einer Freiwilligkeit ausgegangen werden. Befinden sich zwei oder mehr Länder in einer gewaltsamen Auseinandersetzung oder in einem Krieg, werden früher oder später alle Männer im wehrpflichtigen Alter rekrutiert.
Nicht selten werden wehrpflichtige Männer mit dem Tod oder einer Gefängnisstrafe bedroht, wenn sie ihren Dienst nicht antreten oder Fahnenflucht begehen. Doch was ist mit denjenigen, die sich „freiwillig“ melden? Auf Angreiferseite wird in aller Regel massive Gehirnwäsche dazu führen, dass sich einige freiwillig zum Dienst an der Front melden. Auf der Seite des angegriffenen Landes spielt Patriotismus auch eine Rolle. Prinzipiell melden sich auch diejenigen, die arm sind oder ihr Land, ihre Familie verteidigen möchten.
Nicht zuletzt werden in Kriegen auch Zivilisten getötet, also alte Menschen, Kinder, Frauen. Sowohl mittel- als auch unmittelbar. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen werden die Personen, die an den Folgen des Krieges in den kommenden Jahren sterben werden, noch nicht miterfasst.
In erster Linie leidet die Zivilbevölkerung eines Landes, das sich im Krieg befindet, unter den unmittelbaren Auswirkungen der Auseinandersetzung. Dazu gehören fehlende Waren oder der Zusammenbruch der Infrastruktur.
Mittel- und Langfristig verschiebt sich innerhalb eines Landes das Geschlechterverhältnis. Prinzipiell kommen etwa gleich viele Mädchen und Jungs auf die Welt (49 % Mädchen, 51% Jungen). Allerdings gehören Russland und die Ukraine zu den Ländern, bei denen die Frauen deutlich älter werden als die Männer.
Im Jahr 2018 lebten in Russland 146,9 Millionen Menschen, davon 46 Prozent Männer und 54 Prozent Frauen. Während es bei den unter 29-jährigen noch mehr Männer als Frauen gibt, dominieren bei den über 70-jährigen die Frauen. Auf 2.377 Frauen kommen lediglich 1.000 Männer. Hier sind die Spuren des 2. Weltkrieges noch deutlich sichtbar.
Erneute Kriege sorgen jetzt aber auch in Zukunft dafür, dass der Anteil der Männer deutlich sinken wird. Kriege bedeuten aber auch, dass Kinder ohne ihre Eltern oder Großeltern aufwachsen müssen.
Menschen, die sich im Krieg befinden, können ihrer Ausbildung oder einer Erwerbstätigkeit nicht im üblichen Umfang nachkommen. Das wird im späteren Verdienst oder bei Renteneintritt sichtbar. Letzten Endes müssen alle Menschen um den Wiederaufbau des Landes sorgen. Entweder unmittelbar durch ihre Arbeitskraft oder durch die Zahlung von Steuergeldern.
Kriege fordern nicht nur Menschenopfer, sondern sie zerstören auch Wirtschaftssysteme. Der Rückgang wirtschaftlicher Aktivitäten bezieht sich nicht nur auf die Folgen von Sanktionen. Menschen, die auf der Flucht sind oder an der Front kämpfen, bewirtschaften keine Höfe und produzieren keine Waren.
Die Ukraine war beispielsweise vor dem Krieg ein umsatzstarker Produzent von Weizen und Mais. Dieser wurde weltweit exportiert. Immer dann, wenn wirtschaftliche Güter knapp werden, steigen die Preise. Weltweit. Uns mag es nur ein wenig jucken, wenn ein Kilo Weizen 50 Cent mehr koset. In anderen Ländern sorgen solche Preissteigerungen für Hunger und Unruhen.
Andere Preissteigerungen beruhen auf der Änderung der Handelsrouten. Große Schiffe steuern die Ukraine nicht mehr an, Reedereien nutzen die Häfen Russlands nicht mehr. All das führt zu Verzögerungen und längeren Routen. Das sorgt nicht nur für die bereits aufgetretenen Engpässe, sondern auch für Preissteigerungen (Quelle).
Neben Preissteigerungen in allen Bereichen aufgrund der gestiegenen Energiepreise hat Deutschland bislang 1 Million Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen und 16,8 Milliarden Euro in Form von Waffenlieferungen oder als Direkthilfe zur Verfügung gestellt. Das ist erst die Spitze des Eisbergs.
Auch Kriege, die unmittelbar vor unserer Haustür stattfinden, tangieren uns zunächst in erster Linie wirtschaftlich.
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