Wohnen ist eines der elementarsten Bedürfnisse des Menschen. Unsere Ansprüche an Wohnraum sind in den letzten Jahrhunderten stetig gestiegen. Diese Ansprüche beziehen sich nicht nur auf Aspekte des Komforts wie fließendes Wasser oder Kabelfernsehen, sondern auch auf die Größe unserer Wohnräume. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich die durchschnittliche Größe in den letzten Jahrzehnten stetig erhöht hat.
Derzeit beträgt die durchschnittliche Wohnfläche pro Person in Deutschland 47,4 Quadratmeter. Die Anzahl der Quadratmeter, die durch eine Person bewohnt wird, ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen. Im Jahr 1991 waren es noch 34,9 Quadratmeter (vgl. Statistika1). In den 1950er Jahren standen pro Person lediglich 15 Quadratmeter zur Verfügung, 1968 standen 23,8 Quadratmeter pro Person zur Verfügung, 1987 waren es bereits 35,5 Quadratmeter (vgl. Eigenheimverband). Im Jahr 1997 bewohnten westdeutsche Bürger bereits 37 Quadratmeter, im Osten waren es lediglich 28 Quadratmeter. Im Jahr 1950 gab es in Deutschland (Ost und West) insgesamt 69,3 Millionen Menschen. Derzeit leben in Deutschland geschätzt 83,2 Menschen Millionen (vgl. Statis). Wir hatten also einen Bevölkerungszuwachs von 13,9 Millionen Menschen in den letzten 72 Jahren. Allerdings sind die derzeitigen Prognosen recht durchwachsen, es wird jedoch allgemein eher von einem Rückgang der Bevölkerung ausgegangen. Vorausgesetzt es kommt zu keinen größeren, nicht in die bisherige Berechnung eingegangenen Bevölkerungszuströme.
Weiterlesen: Sind unsere Ansprüche an das Wohnen künftig haltbar?Im Gegensatz zu den rückläufigen Bevölkerungszahlen werden die Ansprüche an Wohnraum erwartbar steigen. Leider haben wir wie in vielen anderen Bereichen auch, steigende Mieten und hohe Quadratmeterpreise insbesondere in den Innenstädten. Während derzeit noch eine Urbanisierung stattfindet, kann ein Ausbau des Nahverkehrs und der Aufbau einer Infrastruktur im ländlichen Raum künftig für eine Verschiebung der Bevölkerungsdichte in Richtung ländlichen Raums stattfinden. Kommt es tatsächlich zu einer vollen Auslastung des zur Verfügung stehenden Wohnraums und nimmt die Bevölkerung tatsächlich weiter ab, können die derzeitigen Wohnansprüche gehalten oder gesteigert werden.
Dem entgegen stehen die nicht in ausreichendem Maße steigenden Löhne und Gehälter und die steigenden Energiekosten. Große Flächen kosten (neben höheren Mieten und höheren Kosten beim Erwerb) mehr Betriebskosten und natürlich auch mehr Heizkosten. Im Gegensatz zur Bevölkerung in Deutschland wird die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2030 von 7,84 Milliarden auf 8,55 Milliarden und bis 2050 auf 10,15 Milliarden anwachsen (vgl. Statistika2). Der Eintritt dieses Bevölkerungsanstiegs ist allerdings davon abhängig, ob es vernichtende Kriege oder große Hungernöte gibt. Derzeit ist es (leider) noch so, dass wir uns an Rohstoffen, Gütern, Agrarflächen und der Arbeitskraft anderer Länder bedienen. Es ist also davon auszugehen, dass wesentliche Ressourcen in mehreren Teilen dieser Erde so knapp werden, dass zumindest Verteilungskämpfe stattfinden werden. Ob diese Verteilungskämpfe lokal (Bürgerkrieg) oder global (Weltkrieg) stattfinden werden hängt davon ab, welche Länder an diesen Kämpfen um Ressourcen beteiligt sind.
Unabhängig von Größe, Dauer und Ausgang dieser Verteilungskämpfe werden Menschen aus diesen Gebieten flüchten. Zudem werden Teile dieser Erde aufgrund der Erderwärmung nicht mehr agrarwirtschaftlich genutzt und am Ende sogar nicht mehr bewohnt werden können. Da wir als Land aber auch innerhalb der EU global agieren, wird ein Teil solcher Flüchtlingsströme natürlich auch nach Deutschland kommen. Das sind die Faktoren, die nicht exakt berechenbar sind.
Alle, die jetzt die Augen verdrehen, wenn neue Flüchtlinge „angekündigt“ werden: da derzeit etwa vier Arbeitnehmer benötigt werden, um eine Rente zu sichern, ist Zuwanderung volkswirtschaftlich unter bestimmten Voraussetzungen sinnvoll. Wenn in Bangladesh die aufmüpfige Bevölkerung bombardiert wird, weil die Bekleidungsindustrie ein günstigeren Herstellungsort gefunden hat, dann greift bitte in euren eigenen Kleiderschrank. Wenn sich in Brasilien die Soja- und Rinderbauern gegenseitig an die Gurgel gehen, weil die Savannen abgewirtschaftet sind, dann haben wir mit unserem Fleischkonsum mit dazu beigetragen. Wirtschaft kann seit Jahren nicht mehr lokal betrachtet werden. Armut, Hunger und Kriege sind folglich auch immer globale Problematiken, die wir nur gemeinsam lösen können, weil wir sie direkt oder indirekt mit verursacht haben.
Aus den genannten Gründen ist es schwierig die tatsächliche Bevölkerung in Deutschland in den nächsten 30 Jahren zu prognostizieren. Diese ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Faktisch werden in den großen Metropolen aber auch bereits in kleineren Großstädten, der Wohnraum knapp werden. Diese Verknappung, bzw. die steigende Nachfrage sorgt für bereits gestiegene und weiter steigende Immobilien- und Mietpreise in den Innenstädten. Deswegen wird das in den kommenden Jahren zunächst zu einer Verknappung von Wohnraum in den Städten führen.
Einige Metropolen in China, Japan und Amerika haben darauf bereits reagiert und große „Dörfer“ gebaut, also Wohnkomplexe, die infrastrukturell ein Dorf oder eine Kleinstadt abbilden, d.h. neben Einkaufsmöglichkeiten sind dort Ärzte, Apotheken, Dienstleister, Fitnessstudios, Bibliotheken und andere Freizeitgestaltungsmöglichkeiten wie Kinos vor Ort. In diesen Gebäudekomplexen können mehrere tausend Menschen wohnen und nutzen beispielsweise Waschküchen oder Küchen gemeinsam. Die Wohnräume sind klein, ähnlich wie ein Hotel ausgestattet und aufgrund der Infrastruktur, die kostenfrei genutzt werden kann, entsprechend teuer. Gleichzeitig schonen solche gemeinschaftlich genutzten Räume wie die Waschräume Ressourcen, weil nicht jeder Einzelne eine Waschmaschine kaufen muss.
Ähnliche Modelle wie in den USA oder in Japan gibt es bereits in Deutschland, hier haben sich zumindest Supermärkte in großen Wohnkomplexen etabliert. Gleichzeitig wird über eine solche Bebauung und Nutzung und natürlich die Miet- bzw. Kaufpreise ein homogener Sozialraum geschaffen, was gleichzeitig die Ghettoisierung an anderer Stelle zur Folge hat. Das ist eine sozialpolitische Herausforderung. Es gibt gute Gründe für eine homogene Nutzung eines Sozialraums, so werden sich beispielsweise die Geschäfte in den Wohnblöcken, abhängig von der Einkommenssituation der Bewohner, unterscheiden.
Es gibt in naher Zukunft nur zwei Möglichkeiten: der vorhandene Platz in den Städten wird effektiver genutzt, d.h. Wohnhäuser werden höher gebaut und Wohnraum verknappt oder es müssen viele Menschen in Vororten oder ländlichen Gebieten leben, die eigentlich in einer Stadt wohnen möchten. Beide Varianten sind mit gewissen Einschränkungen verbunden.
Langfristig nachhaltiger wäre, die Menschen wohnen tatsächlich dort, wo sie arbeiten und leben möchten, weil ihnen bei steigenden Energiepreisen hohe Transferkosten entstehen. Der derzeitige Trend ist jedoch der Einstieg von Luxusinvestoren in den deutschen Innenstädten. Momentan schaffen es zwei relativ gut verdienende Erwachsene mit 1-2 Kindern solche Luxusappartments zu erwerben. Ob solche Geschäfsmodelle auf Dauer haltbar sind, wird die Zukunft zeigen. Meiner Meinung nach ist der Markt diesbezüglich noch nicht ganz abgegrast und die Menschen haben bei steigenden Immobilienpreisen Angst sich künftig keinen Wohnraum mehr in der Innenstadt leisten zu können.
Quellen:
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