
Impulskäufe stoppen ist eine Aufgabe, die sich leichter anhört als sie ist. Wie der Begriff Impulskauf bereits sagt, geschieht dies aus einem Impuls heraus, es geschieht also plötzlich und ohne Vorwarnung. Wir werden von dem Drang etwas zu kaufen übermannt und geben diesem Drang unmittelbar nach.
Warum konsumieren wir?
Konsum ist allgegenwärtig. Wir konsumieren in der Regel mehrfach täglich. Zum Konsum zählen nicht nur Wirtschaftsgüter, sondern auch Medien oder Kunst. Zum Konsum gehören Nahrung, Getränke aber auch Strom oder Wasser. Im Idealfall konsumieren wir, wenn wir etwas wirklich benötigen. Vieles was wir konsumieren, verbrauchen wir. Das ist beispielsweise beim Konsum von Toilettenpapier der Fall.
Wir kaufen aber im Alltag auch viele Dinge, die wir nicht unmittelbar und existenziell benötigen. In der Regel, weil wir uns vom Vorgang des Kaufens oder vom Besitz des Artikels etwas versprechen. In der Regel ist uns das Warum allerdings nicht bewusst.
Der Unterschied zwischen Konsumenten und Verbrauchern.
An dieser Stelle könnte man zwischen Konsumenten und Verbrauchern unterscheiden. Der Konsument konsumiert, d.h. er kauft Dinge aus verschiedenen Beweggründen, meist jedoch nicht aus der Not des Benötigens. Dies geschieht nicht selten aus emotionalen Beweggründen. Der Konsument trifft Kaufentscheidungen aus dem Bauch heraus, er geht also aus emotionalen Gründen shoppen.
Der Verbraucher kauft Dinge, weil er sie ge- oder verbrauchen möchte. In seine Kaufentscheidungen fließen fast ausschließlich rationale Gründe ein. Bei diesen Käufen empfinden alle Menschen relativ selten Glücksgefühle.
Es mag Menschen geben, die sich außerordentlich über den Kauf von Kernseife zur Fleckenentfernung freuen. In den meisten Fällen tun wir das nicht, weil die Kernseife schlicht und ergreifend gebraucht wird. Wir machen uns keine Freude damit, sondern benötigen die Seife für die Hausarbeit.
Der emotionale Konsument
Für viele Menschen ist Einkaufen eine Belohnung. Für eine erfolgreiche Woche, für eine bestandene Prüfung und vielerlei anderen Gründen, der menschliche Geist ist diesbezüglich erfinderisch.
Entgegengesetzt zur Belohnung shoppen einige Menschen, um Frust zu kompensieren. Zum einen bietet das Einkaufserlebnis sowohl online als auch im Ladengeschäft Abwechslung und Ablenkung, zum anderen hält man etwas reales, spürbares in den Händen, das einem verspricht einen glücklich zu machen. Wir haben ein Erfolgserlebnis.
Der dritte Beweggrund für emotionales Einkaufen ist der Jagd- und Sammlertrieb. Menschen lieben Trophäen. Sie vermitteln Potenz, Macht und Überlegenheit. Während wir früher zum Protzen einen großen Bären erlegt haben, sind wir mittlerweile viel zu verweichlicht und natürlich zu zivilisiert, um auf eine solche primitive Art und Weise zu konkurrieren.
Vor 200 Jahren haben wir also Macht, Kompetenz, Geschick, Intelligenz und Kraft daran festgemacht, was von unseren eigenen Händen erlegt wurde. Damit jeder Besucher die Story mit dem Riesenbären glaubt, wurden die Köpfe im Wohnzimmer dekorativ aufgehängt.
Die Macht der Statussymbole
Heute sind solche Statussymbole aus gutem Grund aus Tierschutzgründen verpönt. Was nicht bedeutet, dass es nicht noch immer Menschen gibt, die mit Jagdtrophäen in ihre Wohnungen schmücken. Heute sind es vielmehr die intellektuellen oder unternehmerischen Leistungen, mit denen Menschen sich messen.
Da dies eine abstrakte Größe ist, lassen sich Intelligenz und andere intellektuelle (Dienst-)Leistungen nur an der Summe berechnen, die uns für dieses (Fach-)Wissen als Entlohnung zur Verfügung gestellt wird.
Da Geld jedoch an sich auch eine virtuelle oder abstrakte, also nicht greifbare Größe ist, wird in Lifestyle oder Luxusartikel investiert, um diese erbrachten Leistungen nach außen sichtbar zu machen. In diesem Fall dient der Konsum eindeutig dem Prestige.
Menschen, die wenig Wert auf Ansehen und Macht legen, konsumieren aus andren Gründen. Im seltensten Fall wird das Konsumierte tatsächlich benötigt, weil es wie schon gesagt entweder unnötig oder bereits im Überfluss vorhanden ist.
Implulskäufe als Bewältigungsstrategie
Bei diesen Käufen handelt es sich meistens Impulskäufe, die dann getätigt werden, wenn die individuelle Stimmungslage entweder besonders gut oder besonders schlecht ist. In der Regel wird hier der Konsum betrieben, um Bedürfnisse nach Schutz, Nähe, Trost, Geborgenheit oder Liebe zu kompensieren.
Das kann natürlich kein Gegenstand dieser Welt. Nach einem kurzen Hoch nach dem Kauf wird dieser Frustkauf entweder bereut oder verdrängt. Im Gedächtnis bleibt jedoch das kurzfristige Hoch, die Entlastung, die nach einem Kauf entstanden ist.
Die Gründe aus denen gekauft wird, sind also individuell und kompensieren oft die wahren Bedürfnisse, die derzeit aus verschiedenen Gründen nicht befriedigt werden können.
Konsum aus rationalen Gründen
Kennst Du die Menschen, die keine Gelüste oder Sehnsüchte zu haben scheinen? Die erst dann einkaufen müssen, wenn es sehr eng wird? Menschen, die noch immer ihren DVD-Player nutzen statt Filme zu streamen, weil dieser noch funktioniert. Diese Menschen gehören auch zu den rationalen Konsumenten.
Der rationale Konsument ist für Werbung schwerer zu erreichen. Der rationale Konsument wählt, vergleicht und wägt ab, Impulskäufe sind im fremd. Nicht selten greift der rationale Konsument zu fair hergestellten Waren oder kauft Dinge gebraucht. Er ist Mainstream- und Lifestyleargumenten nur schwer zugänglich und die Meinung anderer Menschen interessiert ihn nicht wirklich.
Kann ich zum rationalen Konsumenten werden?
Ja und Nein. Du kannst lernen, deine Impulse so weit zu beherrschen, dass sie dich nicht beherrschen. Du musst herausfinden, wann Deine schwachen Momente sind und der Kaufimpuls einsetzt. Analysiere Dein Kaufverhalten und setzte an der Stelle an, an der der Impuls die Kontrolle übernimmt.
Wenn Du Dein eignes Konsumverhalten als störend und pathologisch einstufst, dann lösche alle Shopping-Apps von Deinem Handy. Ignoriere Sales und Aktionen wie die „Black Friday“ Rabattaktionen.
Wenn Du ehrgeizig bist, kannst Du mit einer No Buy Challenge starten. Bei dieser Challenge beschränkst Du Deinen Konsum auf Lebensmittel und Hygieneartikel.
Erarbeite dir eine Einstellung zu Dir selbst und zu Deinem Leben, die es Dir erlaubt unabhängig von der Meinung anderer zu agieren. Das ist schwierig und anstrengend, weil es immer wieder Menschen geben wird
Impulskäufe stoppen
Du kannst Impulskäufe stoppen, indem Du dich selbst überlistest und beispielsweise deine bargeldlosen Zahlungsmittel zuhause lässt. Zu den bargeldlosen Zahlungsmitteln gehören neben Kredit- und EC-Karten auch Dienste wie Apple Pay oder Bankings Apps, die diese Funktion anbieten. In diesem Fall müsstest Du auch dein Smartphone zuhause lassen.
Du kannst aufhören online oder in Geschäften zu stöbern, wenn Du eigentlich nichts benötigst. Vor allen Dingen solltest Du die Newsletter-Abos kündigen, die dir permanent zugeschickt werden. In diesem Newslettern wird es permanent Sales geben, die Dich zum Kaufen anregen wollen. Wenn Du Impulskäufe stoppen möchtest, solltest Du nur dann auf die Suche nach Artikeln gehen, wenn Du etwas benötigst.
Wenn Du in der Stadt bist, weil Du etwas bestimmtes kaufen möchtest und etwas siehst, das Du gerne haben möchtest, setze es auf die Kaufe-ich-später-Liste. Du wirst merken, dass Du die meisten Dinge direkt wieder vergisst. Die Dinge, die immer wieder als Wunsch auftauchen, solltest du dir ruhigen Gewissens irgendwann erfüllen.
Wenn Du Impulskäufe stoppen möchtest ist Dein eigenes Mindset der wichtigste Faktor. Erst dann, wenn Du weißt, was Du hast und was Du brauchst, wirst Du Dich nachhaltig davor schützen können, nicht das zu kaufen, was Du nicht brauchst. Mach Dir zudem bewusst, dass alles was Du besitzt, auch gepflegt werden muss. Kleidung musst Du waschen, Bücher und Deko musst Du abstauben.
Besitzen wir die Dinge oder besitzen sie uns?
Frag Dich, ob Du etwas wirklich besitzen musst, oder ob es ausreichen wird, wenn Du Dir den Gegenstand ausleihst. Das beste Beispiel hierfür sind Schlagbohrer. Wie häufig hast Du in Deinem Leben einen Schlagbohrer genutzt? Wir benutzen Schlagbohrer vielleicht einmal jährlich, wenn überhaupt. Dennoch besitzen viele Haushalte einen.
Bei allen Käufen, insbesondere bei denen von Elektroartikeln solltest Du an die Folgekosten denken. Am gravierendsten sind die Folgekosten bei Druckern und Kaffeekapselmaschinen. Bei beiden Geräten musst Du in Zukunft Verbrauchsmaterial nachkaufen. Im Fall eines Druckers Patronen und Papier und im Fall von Kapselmaschinen Kapseln. Bei beiden gibt es immense Preisunterschiede.
Du musst Dich früher oder später um alle Dinge kümmern, die sich in Deinem Haushalt befinden. Die Dinge, die Du jetzt kaufst, verursachen unter Umständen Folgekosten und Du musst sie pflegen, sie sind quasi Deine Mitbewohner.
Wie viel besitzen wir eigentlich?
Wusstest Du, dass eine Frau in Deutschland im Durchschnitt 118 Kleidungsstücke besitzt? Männer besitzen „nur“ 78 Teile. Brauchen wir so viel Kleidung und nutzen wir sie? Ein Blick in Deinen Kleiderschrank kann Dir vor Deinem nächsten Shoppingtripp verraten, ob Du wirklich Kleidung benötigst. Etwa die Hälfte aller Deutschen hat noch nie Kleidung zum Schneider gebracht um sie reparieren oder anpassen zu lassen.
Kleidung ist bei uns zu einem Wegwerfprodukt geworden. Kleidung hängt häufig ungenutzt im Schrank. Schau Dich in Deinem Schrank um. Vielleicht findest Du etwas, das Du anpassen oder reparieren lassen kannst. Du kannst ungenutzter Kleidung so ein neues Leben einhauchen.
Wenn Dein Kleiderschrank überquillt und Du den Überblick verloren hast, dann solltest Du darüber nachdenken auszumisten. Du solltest Kleidung, die Dir nicht gefällt, passt oder steht, nicht einfach weg werfen. Gib ihnen ein neues Leben bei einem neuen Besitzer.
Vorhandene Dinge nutzen
Wenn Du aussortiert hast, kannst Du beginnen die Kleidung miteinander zu kombinieren. So findest Du heraus, was in Deinem Kleiderschrank wirklich fehlt. Mit etwas mehr Luft im Schrank lässt sich das wesentlich leichter umsetzen als mit einem übervollen Schrank.
Was für den Kleiderschrank gilt, kannst Du auch in anderen Bereichen anwenden. Wenn Du dir eine Menge Arbeit mit Sortieren und Aussortieren gemacht hast, wird dich das eventuell vom nächsten Impulskauf abhalten.
Impulskäufe entstehen nie aus rationalen Gründen sondern spontan und aus emotionalen Bedürfnislagen heraus. Versuche diese emotionalen Bedürfnisse in ihrem Kern zu befriedigen und konzentriere Dich auf das, was Du bereits besitzt. Das wird mehr als genug sein und so viel mehr als viele Menschen auf diesem Planeten jemals besitzen werden. Spätestens dann, wenn wir diesen Planeten wieder verlassen, spielen unsere Besitztümer keine Rolle mehr.