Wir kaufen fast jeden Tag irgendwelche Dinge. Unsere Wohnungen werden dabei immer voller. Gewinnen wir dabei an Zufriedenheit? Nur bis zu einem gewissen Grad. Wenn wir diesen erreicht haben können wir quasi kaufen, was wir wollen, wir werden nicht glücklicher. Eine No-Buy-Challenge kann uns helfen, unser Konsumverhalten zu hinterfragen und das zu schätzen, was wir besitzen.
Eine No-Buy-Challenge ist ein Wettbewerb (mit sich selbst) oder anderen Beteiligten. Das Ziel ist es, für einen bestimmten Zeitraum (Monat, Monate oder ein Jahr) nichts zu kaufen. Dazu zählen keine Nahrungsmittel oder Medikamente. Nahrungsmittel werden während der No Buy Challange dennoch gekauft, es sei denn es besteht die Möglichkeit Lebensmittel über Foodsharing zu beziehen. Diese Challenge ist eigentlich für alle geeignet, die über ausreichend materielle Ressourcen verfügen. Wenn Du bereits stark minimalisiert hast und nur noch fünf paar Socken besitzt, läufst Du Gefahr, die Challenge frühzeitig abbrechen zu müssen.
Das Ziel dieser plakativen No-Buy-Challenge ist das Durchbrechen des bisherigen, inflationären Konsumverhaltens. Menschen, die bereits reduziert haben, aber immer noch von allem mehr als genug besitzen, können so unter anderem lernen, ihre vorhandenen Dinge zu schätzen, weil sie sie, wenn sie sich an die Regeln halten, nutzen müssen und nicht einfach etwas Neues kaufen können.
Wir leben in einer Welt in der wir rund um die Uhr, auch nachts shoppen können. Die meisten Waren sind für uns permanent verfügbar. Wir sind brüskiert, wenn plötzlich Dinge nicht erhältlich sind oder eine Lieferung zu lange dauert. Wir befinden uns in einem Kreislauf aus Konsumieren von Dingen, die wir nicht wirklich benötigen und dem Verdienen des Geldes, das wir für den Konsum benötigen.
Die Werbung suggeriert uns zudem permanent, dass es Dinge gibt, die wir in den letzten Jahrzehnten zwar nicht besaßen, jetzt jedoch ganz dringend benötigen. Die Werbung verspricht Dir, dass die neue Küchenmaschine Dein Leben maßgeblich erleichtern wird. Wenn Du sie kaufst und ehrlich bist, tut sie nicht mehr als die alte Küchenmaschine. Vielleicht hat sie einen stärkeren Motor oder ein hübscheres Design. Aber ihre Arbeit hat auch die alte Küchenmaschine erledigt.
Das Ziel der No-Buy-Challenge ist der Gewinn der Erkenntnis, dass es Dinge gibt, die Du wirklich benötigst und Dinge, die Du gerne hättest. Diese Dinge brauchst Du nicht wirklich. Sie sind nicht lebensnotwendig und es gibt andere Dinge, die ähnliche Aufgaben erfüllen.
Sollten Dir dennoch während der No Buy Challenge wesentliche Dinge irreparabel kaputt gehen, kannst du kostenlose Verschenk-Plattformen nutzen. So bekommst Du zwar „neue“ Dinge in Deinen Haushalt, diese Dinge existieren jedoch bereits, Du musst nichts neu Produziertes erwerben. Du kannst aber auch bevor du mit der No-Buy-Challenge beginnst einen bestimmten Betrag für Notfälle festlegen. Dieses Notfallbudget kannst Du dann einsetzen, wenn Du plötzlich etwas wichtiges kaufen musst. Einige Dinge müssen direkt ersetzt werden. Du solltest jedoch zunächst schauen, ob du etwas Gebrauchtes finden kannst. Wenn du kein Budget festlegen möchtest, weil du nicht weißt, was ersetzt werden musst, kannst du alternativ auch „Joker“ in Deine No-Buy-Challenge einbauen. Diese Joker kannst du dann verwenden, wenn etwas ersetzt werden muss und du nichts kostenloses finden kannst.
Ich finde die No-Buy-Challenge ist insbesondere für die Menschen, die aus ihrem Konsumverhalten nicht ausbrechen können eine super Sache. Ob es tatsächlich „emotionalen Shoppern“ gelingt, über eine solche Challenge ihre Bedürfnisbefriedigung zu stoppen ist fraglich. Das würde voraussetzen, dass die tatsächlichen Bedürfnisse, die über das Shoppen befriedigt oder überdeckt werden, erkannt und gestillt werden. Während der No-Buy-Challenge wird nicht von Brot und Wasser gelebt. Du kannst alle Dinge benutzen, die sich in Deinem Haushalt befinden. Du wirst merken, dass das mehr ist, als du angenommen hast.
Abgesehen vom Frust-Shoppen können andere Arten an Spontankäufen vermieden werden. Häufig shoppen wir, weil durch Werbung über diverse Kanäle Bedürfnisse geweckt werden, von denen wir bis dahin nicht einmal wussten, dass wir sie haben. Während der Challenge kannst Du solche spontanen Käufe, sei es im Internet oder in Ladenlokalen nicht tätigen. Die Teilnehmer stellen in der Regel erstaunt fest, dass gerade kurzfristig entstandene Bedürfnisse innerhalb kurzer Zeit vergessen sind. Taucht der Bedarf in verschiedenen Lebenssituationen oder konstant auf, solltest Du den Kauf des Artikels für einen bestimmten Zeitpunkt planen.
Für die No-Buy-Challenge gibt es keine festen Regeln. Du bestimmst dein Zeitpunkt, an dem du die No-Buy-Challenge startest. Neben dem Zeitpunkt legst Du auch fest, welche Waren oder Warengruppen du kaufen darfst und welche nicht. Auch die Länge wird durch Dich festgelegt. Falls notwendig kannst Du die Challenge abbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt erneut beginnen. Beim Erstellen der Regeln solltest Du nicht zu streng mit Dir sein. Je enger Du die Regeln fasst, umso höher ist die Gefahr, dass du die No-Buy-Challenge abbrichst. Du solltest die Regeln aber auch nicht zu locker aufstellen, weil Du so zu viele Möglichkeiten hast, diese Regeln zu umgehen oder Ausnahmen zu konstruieren.
Wir leben in einer vom Konsum gesteuerten Welt in der Waren permanent verfügbar sind. Wenn Du diesen Kreislauf durchbrichst, wirst du merken, dass du Zufriedenheit und Glück auch empfindest, wenn du nichts kaufst. Es wird Dir nicht schlechter gehen, Du wirst nicht im Lumpen rum laufen und es fehlt Dir an nichts. Wir leben im Überfluss und können von den Sachen, die wir besitzen, sehr lange zehren. Du wirst merken, wie häufig Du etwas gekauft hast, das Du überhaupt nicht benötigst, sondern nur, um es zu besitzen. Oder weil du in dem Moment sehr glücklich oder unglücklich warst. Möglicherweise dachtest Du auch, du brauchst den Artikel, weil alle ihn besitzen. Häufig wird uns versprochen, dass etwas unseren Alltag erleichtert.
Während der Challenge kann es immer wieder zu schwierigen Situationen kommen. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn Du mit Freunden oder Freundinnen unterwegs bist und alle etwas kaufen. Schwierig kann es auch dann werden, wenn ein Artikel, den Du gerne hättest im Sale ist. Wir werden zudem permanent von Werbung belästigt. Selbst dann wenn man wie ich kein Fernsehen mit Werbung mehr schaut. Die Werbefirmen sind schlau und haben Werbung in Social Media und unseren Alltag integriert. Wir können ihr kaum entkommen.
Werbung, auch wenn sie subtil ist und nicht als Werbung wahrgenommen wird, weckt in Dir Bedürfnisse, von denen Du nicht einmal wusstest, dass Du sie hast. Wenn Du plötzlich das Bedürfnis hast ein bestimmtes Produkt zu kaufen, dann überlege bitte vorher, wie Du es bislang bis hierher ohne dieses Produkt schaffen konntest. Richtig. Es ist nicht lebensnotwendig. Als Du nichts von dem Produkt wusstest, warst Du trotzdem glücklich und zufrieden.
Existenzielle Bedürfnisse sind Nahrung, Wasser, ein sicherer Ort zum Schlafen. Eine teure Creme, Designertaschen, Mascara oder Parfüm gehören nicht zu den Grundbedürfnissen. Weltweit leiden 828 Millionen Menschen aufgrund eines begrenzten Nahrungsangebots an Unterernährung. Etwa 193 Millionen Menschen litten im Jahr 2022 akut an Hunger. Zudem konnten sich etwa 3,1 Milliarden Menschen keine gesunde Ernährung leisten und etwa jeder dritte Mensch leidet unter Ernährungsunsicherheit. Ernährungsunsicherheit bedeutet nicht, dass die betroffene Person sich nicht entscheiden kann, was sie essen soll. Von Ernährungsunsicherheit Betroffene wissen nicht, ob und wann sie was zu Essen haben werden und sie sind zeitweise von Hunger betroffen. Das bedeutet, jeder dritte Mensch kann nicht oder nicht regelmäßig essen, während wir aus Getreide Biodiesel herstellen.
Wir sind also in der Lage unsere existenziellen Bedürfnisse problemlos zu stillen. Kaum jemand von uns weiß, wie es ist, Hunger zu haben, ohne zu wissen, wann es wieder etwas Essbares gibt. Wir verzichten bei einer No-Buy-Challenge lediglich auf den Zukauf von Dingen, die nicht existenziell notwendig sind. Dennoch fällt uns Verzicht schwer. Weil wir mit all diesen Dingen aufgewachsen sind oder bereits längere Zeit auf sie zurückgreifen können.
Vielleicht fragst Du dich, warum ich darauf hinweise, dass jeder dritte Mensch auf dieser Welt nicht gesichert auf Nahrungsmittel zurückgreifen kann? Das hat tatsächlich einen Grund. Wir beziehen Waren, die auf der ganzen Welt produziert wurden. Die Baumwolle für unsere Kleidung wird beispielsweise in China, Indien und Afrika angebaut. Dort wird sie mit Chemikalien besprüht und die Arbeiter und Arbeiterinnen, die die Pflanzen ernten, erhalten einen Hungerlohn. Das ist nur eines von vielen Beispielen, das aufzeigt, wie unser Konsum nicht nur diese Erde zerstört, sondern auch für globale Ungleichheit und Hunger sorgt. Die Menschen, die die Baumwolle für unsere T-Shirts ernten könnten anstelle von Baumwolle Dinge für den eigenen Bedarf anbauen.
Konsumfasten in Form einer No-Buy-Challenge kann ein Einstieg in ein Leben mit einem bewussteren Konsum sein. In der Zeit, in der Du nichts kaufst, musst Du mit den Dingen leben, die Du dir früher gekauft hast. Du verlierst dabei nichts, sondern Du kannst Erkenntnisse über dein Konsumverhalten gewinnen. Nach der No-Buy-Challenge kannst Du prinzipiell wieder kaufen was du willst. Das Ziel dieser Challenge ist es jedoch, dass Du erlernst, dass du nicht alle aufkommenden Bedürfnisse unmittelbar erfüllen musst. Viele Dinge in unserem Leben sind überflüssig und belasten uns mehr als dass sie uns nutzen.
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