Wie bei fast allen Trends, zieht auch der Minimalismustrend weite Kreise und viele Menschen fragen sich, ob Minimalismus für jeden Menschen machbar wäre.
Prinzipiell kann jeder Mensch, zu jedem Zeitpunkt in seinem Leben Minimalist werden. Allerdings leben wir in einer auf Konsum ausgerichteten Welt. Unser gesamtes Umfeld, Bekannte, Freunde, Arbeitskollegen und Verwandte sind ebenso wie wir auch so sozialisiert worden, dass wir sehr viele materielle Dinge als Statussymbole ansehen. Aus diesem Grund stößt eine sehr minimalistische Wohnung auf Unverständnis und löst bei einigen Menschen auch Unbehagen aus.
Der Wendepunkt im Leben
Viele Minimalisten beschließen irgendwann aus dem Hamsterrad des Kaufens auszusteigen und entrümpeln ihre Wohnung. Dem einen reicht es, etwas mehr Platz zu haben. Über das Ausmisten wird er vielleicht einige Möbelstücke los. Andere Menschen sind hier noch nicht am Ende angelangt; sie sind erst fertig, wenn sich nur noch das Allernötigste in der Wohnung befindet. Einige verzichten auf technische Errungenschaften, die uns das Leben leichter machen, wie die Waschmaschine, den Kühlschrank oder den Herd. Wie weit man geht, ist sehr individuell. Ich persönlich koche gerne und benötige dafür Kühlschrank und Herd. Ich besitze auch eine Waschmaschine und einen Trockner. Sollten diese Geräte kaputt gehen, werde ich vor einem Neukauf überlegen, ob ich diese Geräte wirklich weiterhin benötige, oder ob es zu dieser Zeit bereits genügend Waschsalons gibt, die ich nutzen kann. Beim Entrümpeln solltest Du jedoch nicht willkürlich vorgehen. Die Dinge, die sich in Deiner Wohnung befinden haben Zeit und Geld gekostet. Zudem wurden für sie Ressourcen verbraucht. Gegenstände einfach zu entsorgen ist wenig nachhaltig.
Für wen kommt Minimalismus als Lebenseinstellung in Frage?
Jemand, der für sich keine Vorteile im Minimalismus sieht, sollte diesen Weg zum jetzigen Zeitpunkt nicht einschlagen. Minimalismus ist so viel mehr als das Entrümpeln der Wohnung, es ist eine Lebenseinstellung. Eine Entrümpelung der Wohnung ist nur dann sinnvoll, wenn im Anschluss nicht wie zuvor weiter konsumiert wird. Es muss nicht jeder Minimalist werden. Wenn jemand beispielsweise sehr viele verschiedene Dinge sammelt, diese gerne systematisiert, pflegt und erweitert, dann der Minimalismus sicher nichts für diese Person.
Varianten des Minimalismus
Der Minimalismus hat also mehrere Aspekte. Es gibt sieben verschiedene Minimalismus-Typen , die alle entweder aufgrund ihrer Persönlichkeitsmerkmale oder ihres Konsum- und Lifestyleverhaltens den Minimalismus unterschiedlich interpretieren und ihn auch anders leben. Es gibt hier kein Richtig und kein Falsch. Allerdings gibt es auch Gemeinsamkeiten, die alle Minimalisten aufweisen. Sie hinterfragen ihr Konsumverhalten und sie besitzen nur das, was sie mögen und benötigen. Insofern kann tatsächlich jeder, der etwas an seinem Konsumverhalten und eventuell auch seiner Wohnraumgestaltung ändern will, Minimalist werden.
Minimalismus als Trend
Minimalismus als Trend ist an sich eine gute Sache, weil prinzipiell weniger konsumiert wird und damit weniger Ressourcen verschwendet werden. Was ich tatsächlich etwas kritisch sehe, sind die „Minimalisten“, die auf den Hype-Train aufspringen und auf YouTube zahllose Entrümpelungs-Videos und gleichzeitig „Buy-Listen“ veröffentlichen. Natürlich gibt es (fast) niemanden in unserer westlichen Welt, der nichts kaufen muss oder will (Verweis No-Buy-Jahr). Früher oder später müssen Kleidungsstücke ersetzt werden, Technik geht kaputt oder die Matratze ist durch gelegen.
Finde deinen Weg
Du merkst vielleicht im Minimalisierungsprozess, dass Du für Dich unbrauchbare Möbel hast und verkauft sie und ersetzt sie durch passendere Möbel. Paradox wird der Minimalismus erst dann, wenn Du jetzt viele Dinge aussortierst und den frei gewordenen Platz nach und nach wieder auffüllst, um dann wieder Dinge zu entsorgen.
Minimalismus kann prinzipiell von allen Menschen praktiziert werden. Die Frage ist jedoch, ob alle Menschen das tun sollten. Diejenigen, die mit ihrem Besitz glücklich und zufrieden sind, müssen an der Quantität ihres Besitzes nicht arbeiten.