
Minimalismus beschäftigt sich insbesondere mit der Reduktion von Gegenständen, auch wenn es beim Minimalismus um viel mehr geht, als um Ausmisten und mit wenig Materiellem klar zu kommen.
Minimalismus als Lebenseinstellung bedeutet, mit wenigen Dingen glücklich zu sein aber vor allen Dingen mit dem Zufrieden zu sein, was man bereits besitzt.
Was ist weniger?
Wann besitzen und wann konsumieren wir weniger? Diese Frage können wir, in unserer westlichen, vom Konsum gesteuerten Gesellschaft nur in Relation zu dem Besitz und dem Konsumverhalten unserer Mitmenschen beantworten. Momentan besitzen Menschen in Deutschland durchschnittlich etwa 10.000 Dinge. Vor etwa 100 Jahren besaßen die Menschen nur etwa 180 Gegenstände. Allerdings wird spätestens hier jedem bewusst, dass diese Zahlen überhaupt nicht aussagekräftig sind. Menschen, die gerne heimwerken oder Menschen, die gerne nähen, fragen sich sicherlich, ob hier jede Nadel und jede Schraube gezählt wird.
Was ist mit virtuellem Besitz?
Auch wenn ich überzeugt davon bin, dass bei solchen Zählungen virtuelle Besitztümer nicht berücksichtigt werden, so zählen sie dennoch zum Besitz. Ich kaufe ein Buch, auch wenn es ein E-Book ist ebenso wie Hörbücher oder Musik, die ich downloade. Nur weil ich etwas erwerbe, das keine physische Präsenz hat, so gehört das Buch dennoch mir. Ich muss das Buch natürlich nicht abstauben und beim Umziehen einpacken aber ich benötige unter Umständen bei zu großen Datenmassen virtuelle Speicher oder physische Speichermedien. Virtueller Besitz ist zwar meist für uns nicht sichtbar und verstopft unsere Wohnung nicht aber er ist dennoch da uns muss von uns gepflegt werden.
Bin ich erst dann Minimalist, wenn ich nur noch 100 Dinge besitze?
Natürlich nicht. Die Frage die sich hier stellt, ist natürlich, warum wir Menschen permanent kategorisieren möchten und den Dingen einen Namen geben wollen. Wir wollen uns zu bestimmten Gruppen zugehörig fühlen und kategorisieren plakativ unseren Lifestyle. Wie bei allen Lifestyles, die Modererscheinungen sind, gibt es verschiedene Ausprägungen, so auch beim Minimalismus. Davon abgesehen, sind alle Menschen Individuen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Daher gibt es Menschen, die sich erst dann wohl fühlen, wenn sich sehr wenige Dinge in ihrer Wohnung und um sie herum befinden. Es gibt aber auch Menschen, die sich als Minimalist bezeichnen, die 10.000 Dinge besitzen. Minimalismus ist kein rechtlich geschützter Begriff, prinzipiell darf sich jeder, der es gerne möchte, Minimalist nennen.
Muss ich ausmisten, um minimalistisch leben zu können?
Ja und nein. Natürlich muss nicht jeder Mensch ausmisten. Wenn Du wenig Dinge besitzt und mit diesen zufrieden bist, sie Dich glücklich machen und du sie brauchst, dann solltest Du sie behalten. Wenn Du das Gefühl hast, dass Deine Wohnung viel zu überladen ist, Du stundenlang nach Dingen suchen musst und deine Schränke nicht mehr genügend Stauraum bieten, dann kann ausmisten sehr erleichternd sein. Du kannst Dich aber auch entscheiden, die Dinge, die Du besitzt, so lange zu nutzen, bis sie kaputt sind.
Wann habe ich genug ausgemistet?
Wie bereits erwähnt, Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen an ihren Wohnraum und ihr Leben. Der Zeitpunkt, an dem Du genug ausgemistet hast, kannst nur Du bestimmen. Er ist von Deinem persönlichen Wohlbefinden und von Deinen Lebensumständen abhängig. Eine vierköpfige Familie benötigt mehr Dinge in ihrem Haushalt als ein kinderloses Pärchen oder ein Single.
Dekoration gezielt auswählen
Die einen mögen mehr Deko, andere Menschen mögen es am liebsten ohne jegliche Dekoration. Ich gehöre zum Beispiel zu den Menschen, die am liebsten komplett auf Deko verzichten. Zum einen, weil ich ein fauler Mensch bin und Dekorartikel als reine Staubfänger betrachte und zum anderen lenkt mich Deko auch zu sehr ab. Ich habe Jahre gebraucht, bis ich mich dazu durchringen konnte, ein paar dekorative Kerzenhalter mit Kerzen aufzustellen. Allerdings ging es mir mehr um das Kerzenlicht als um den dekorativen Aspekt. Seit ein paar Monaten besitze ich eine Blumenvase mit Trockenblumen. Aber ich besitze Obstschalen, die zu meiner Einrichtung passen. Diese wurden nicht aufgrund ihres praktischen Nutzens ausgewählt, sondern weil sie gut aussehen. Ich mag Wohnungen, die liebevoll dekoriert wurden und gepflegt werden aber ich möchte selbst diesen Aufwand nicht betreiben.
Wann ist weniger mehr?
Wenn Du Deinen Besitz reduzierst geht es um mehr, als um das reine Entledigen von Dingen. Wenn Du weniger Dinge besitzt, musst Du Dich folglich um weniger Dinge kümmern. Du musst sie nicht putzen, wegräumen, pflegen oder warten. Einige Gegenstände in unserem Haushalt verursachen auch direkte Folgekosten. Das ist beispielsweise bei Elektrogeräten der Fall. Sie verbrauchen Strom und müssen repariert oder ersetzt werden. Dennoch können sie uns den Alltag erleichtern, wie beispielsweise Saugroboter, Waschmaschinen oder Geschirrspülmaschinen.
Entscheidungen treffen
Wenn Du minimalistisch leben möchtest, musst Du Entscheidungen treffen. Du musst Dich auch oft gegen etwas entscheiden. Vor allen Dingen musst du Dich jedoch von der Vorstellung lösen, dass Du Dich weiterentwickeln wirst. Davon, dass du künftig mehr besitzen wirst, größere, schönere Wohnungen und Dinge besitzen wirst. Mach Dich frei von der Vorstellung, dass andere mehr besitzen könnten und dass sie Dich bewerten könnten.
Sie frei wie ein Vogel
Löse Dich von den Wertvorstellungen anderer. Verabschiede dich von der gesellschaftlichen Vorstellung, was ein Mensch, der in Deutschland wohnt, besitzen sollte. Lass die Leute komisch gucken, dein Leben beurteilen, es sagt nichts über Dich aus. Du hast nur das eine Leben, das Du exakt nach Deinen Vorstellungen gestalten solltest. Wenn Du mit einem 2-Platten-Kocher auskommst, dann ist es vollkommen irrelevant, wenn alle anderen Menschen einen 4-Platten-Kocher besitzen.