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Der Begriff Frugalismus ist auf das Wort frugal zurückzuführen. Ursprünglich wurde frūgālis, e verwendet, um im Lateinischen Früchte des Feldes zu beschreiben.
Zeitgleich zur Entwicklung des lateinischen Begriffs, ebenfalls im 18. Jahrhundert, entwickelte sich der Begriff frugal im Französischen, eine Ableitung von frugi. Die Bedeutung des französischen Wortes frugal entspricht der heutigen Bedeutung: mäßig, sparsam oder einfach.
Frugalismus hat sich als Lebensmodell oder Lebensentwurf etabliert und wurde durch Slogans wie „Rente mit 40“ bekannt. Damit ist nicht gemeint, dass 40-jährige bei ihrem zuständigen Rentenversicherungsträger eine Alters- oder Erwerbsminderungsrente beantragen sollen, sondern dass bis zum 40. Lebensjahr genügend Geld erspart wurde, um von diesen Ersparnissen zu leben.
Auch als die Banken ihren Kunden für ihre Spareinlagen noch Zinsen zahlten, war es nur sehr schwer möglich, ein Vermögen zu erwirtschaften, das ausreichend groß war, um von den Zinsen zu leben. Aus diesem Grund sparen Frugalisten nicht nur einen Großteil ihres Einkommens in jungen Jahren, sondern sie investieren es in Aktien, ETFs oder Immobilien.
Frugalisten sparen üblicherweise 70-80 Prozent ihres Einkommens. Das ist bei geringen Gehältern nicht möglich, weil eine – wenn auch geringe Summe – zum Leben benötigt wird. Bei Menschen mit mittlerem Einkommen sind ambitioniertere Sparziele möglich, allerdings auch nur dann, wenn Du bereit bist, zu verzichten.
Der Verzicht umfasst alle Lebensbereiche, beginnend bei der Wohnraummiete, über Nahrungsmittel, Kleidung, Fortbewegungsmittel bis zum Urlaub. Beim Frugalismus wird insgesamt sparsam und bescheiden gelebt.
Ein Frugalist strebt mit seiner Lebensweise finanzielle Freiheit, Unabhängigkeit und Glück außerhalb des Konsums an. Das übergeordnete Ziel aller Frugalisten ist die finanzielle Unabhängigkeit. Um von den Anlagen bzw. deren Zinsen leben zu können, müssen die Anlageformen eine gute Rendite aufweisen. Da ein Sparkonto oder Tagesgeldkonto diese Voraussetzungen nicht erfüllt, müssen Anlageformen gewählt werden, die lukrativer sind.
Auch wenn sich einige Frugalisten zum Trading berufen sehen, ist diese Form der Gewinnmaximierung den meisten Frugalisten zu riskant. Sie wählen risikoärmere Anlagen wie ETFs oder langjährig am Markt bestehende Aktien, um ihr Geld langfristig und gewinnbringend anzulegen.
Bei Frugalisten steht zudem der Job auf dem Prüfstand. Auf der einen Seite soll er erfüllend sein und ein ausreichend großes Gehalt haben, auf der anderen Seite soll dieser nur so lange ausgeübt werden, bis die Kapitalerträge den Frugalisten versorgen.
Frugalisten lernen früh, sich einzuschränken und auf das Notwendige zu konzentrieren. Sie investieren ihr Geld in Kapitalanlagen, um möglichst früh aus dem Berufsleben ausscheiden zu können. Frugalisten sind definitiv keine Trendsetter. Mode- und Beautytrends machen sie nicht mit. Wenn Frugalisten reisen, dann tun sie das mit einfachsten Mitteln, sie buchen kein 4-Sterne-Hotel mit Vollpension und meiden touristische Hochburgen aufgrund der hohen Preise. Frugalisten sieht man als Backpacker oder Camper, im Zelt oder Wohnwagen.
Frugalismus bedeutet auch die Besinnung auf sich selbst und Erlebnisse, zu unbezahlbar sind aber nichts kosten. Frugalisten investieren nicht in teure Handtaschen, sondern in ihre Zukunft. Diese Lebensweise spart viel Stress, weil Du so davon befreit bist, jedem Trend hinterher zu laufen.
Beim Frugalismus konzentrierst Du Dich früh auf deine Prioritäten, unwesentliche, finanziell belastende Dinge werden ausgeblendet. Frugalisten beschäftigen sich in der Regel bereits in frühen Jahren mit ihrer finanziellen Bildung. Niemand von uns hat finanzielle Bildung in der Schule als Schulfach gehabt. Absolventen von Schulen oder Hochschulen sind ohne sich selbst weiterzubilden, nicht in der Lage, ihre Finanzen zielführend in die Hand zu nehmen.
Beim Frugalismus wird die finanzielle Freiheit als das höchste Ziel eingeordnet. Aktuelle Bedürfnisse werden diesem Ziel untergeordnet. Viele Frugalisten sparen zudem an ihren Nahrungsmitteln. Ob es sinnvoll ist, an Nahrungsmitteln zu sparen, wenn Du möglichst lange in Rente sein möchtest, sei mal dahin gestellt. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch viele Frugalisten, die ihr Geld in hochwertiges, gesundes Essen investieren.
Frugalismus ist eine Lebensart, die viel Verzicht und Disziplin erfordert. Auch kleinere Kaufentscheidungen summieren sich monatlich oder jährlich zu einer größeren Summe. Aus diesem Grund müssen alle Anschaffungen, die finanziell relevant sind, überdacht werden. Das hört sich zunächst gut an, kann jedoch für den einen oder anderen belastend sein. Einige Frugalisten leben aufgrund des Verzichts auch minimalisisch.
Die Planung zur finanziellen Freiheit kann so akribisch wie nur möglich sein, Finanzkrisen und wankende Aktienmärkte können nicht prognostiziert werden. Auch berufliche Ausfälle durch Familiengründung oder Krankheit stellen ein im Vorfeld nicht berechenbares Risiko dar.
Und nicht zuletzt muss Dir der Frugalismus liegen, denn Du trägst das Risiko mit 39 Jahren zu sterben und deinen Angehörigen viel Geld zu vermachen. Das Risiko gehen alle Menschen im erwerbsfähigen Alter ein. Niemand weiß, ob er das Renteneintrittsalter erreichen wird.
Allerdings werden beim Frugalismus die Entbehrungen hoch geschraubt. Wenn Du beispielsweise nicht auf Pauschalreisen verzichten kannst und willst, weil es Deine Lebensqualität erhöht, dann ist Frugalismus möglicherweise nicht der richtige Ansatz.
Viele Frugalisten sind Minimalisten und umgekehrt. Ob sich jemand als frugaler Minimalist oder minimalistischer Frugalist bezeichnet, hängt in der Regel vom „Einstieg“. Beschließt ein Mensch auf Konsum zu verzichten und minimalistisch zu leben, wird er sich selbst als sparsamen Menschen oder als Minimalist bezeichnen. Kommt dieser Mensch irgendwann auf die Idee, dieses gesparte Geld zu investieren, wird er auch noch Frugalist und er bezeichnet sich möglicherweise als frugalistischer Minimalist. Der umgekehre Fall ist ebenfalls möglich.
Da es allerdings keine eindeutigen Definitionen gibt, kann sich prinzipiell jeder so nennen wie er möchte und es spielt prinzipiell auch keine Rolle. Es wird erst dann verwirrend, wenn jemand Bilder von seiner vollgestopften Wohnung mit dem Hashtag Minimalismus postet. Oder jemand am Pool eines All-incluve-Hotels liegt und das unter dem Hashtag Frugalismus veröffentlicht.
Da Social Media brutal und hemmungslos macht, wird den Postern schnell deutlich gemacht, dass ihre vorgegebene Lebensphilosophie dem Abgleich mit der Wirklichkeit nicht stand hält.
Ich denke jeder von uns hat eine zumindest vage Vorstellung davon, wie viel ein Kind kostet. In Zahlen: ein Kind kostet im günstigsten Fall etwa 130.000 Euro bis es volljährig ist. Das sind durchschnittlich 601 Euro im Monat (die Summe setzt sich allerdings anders zusammen). Kinder, deren Eltern ALG II beziehen, bekommen mit Kindergeld etwa 400 Euro.
Die Kommerzbank geht nicht nur von 130.000 Euro, sondern 148.000 Euro aus und bezieht sich ebenfalls auf das statistische Bundesamt. Familie.de geht von 165.000 Euro aus, Gofeminin bezieht sich auf „Konsumausgaben von Familien für Kinder“, die von 150.000 Euro ausgehen.
Fakt ist, Kinder sind teuer und kosten im Durchschnitt zwischen 130.000 und 165,000 Euro. Ich gehe davon aus, dass die verschiedenen Ergebnisse den Befragungszeitpunkten geschuldet sind. Das eigentlich Erschreckende ist, dass wir heute im Jahr 2023 maximal Werte aus dem Jahr 2022 vorliegen haben. Vermutlich sind die Kosten für Kinder, so wie alle anderen Kosten auch, in den letzten Monaten immens gestiegen.
Ein Frugalist wird sicher deutlich unter diesem Durchschnitt liegen. Gerade in den ersten Lebensjahren, solange Kinder noch nicht mit so vielen Produkten in Kontakt kommen, lässt sich sicherlich einiges an Geld sparen.
Wenn die Kinder älter werden und eigene Wünsche und Bedürfnisse haben, werden auch für Frugalisten die Ausgaben steigen. Kinder teilen zudem den minimalistischen oder frugalistischen Lebensstil ihrer Eltern nicht zwangsläufig.
Zudem müssen Kinder sich ausprobieren und sie sammeln gerne Dinge. Meist bleibt es nicht bei Steinen und Stöcken, sondern weitet sich auf Sticker, Sammelkarten, Autos oder Puppen aus. Hier stehen Frugalisten vor der großen Aufgabe, ihren Kindern Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen und gleichzeitig sparsam zu leben.
Das ist eine echte Herausforderung. Hier siehst Du, dass Frugalismus und Familie funktionieren kann. Ohne das Kind zu quälen aber zugleich auch, ohne es mit Materiellem zu überschütten. In den Videos zeigt Linda , welche Kompromisse sie bereits gefunden hat.
Fazit:
Frugalismus ist eine Lebensform für Menschen, die mit aller Ernsthaftigkeit und Disziplin versuchen, so früh wie Möglich aus dem Erwerbsleben auszutreten und finanziell unabhängig werden. Das Gelingt nur, wenn Du ein entsprechend hohes Einkommen hast und Ziele fokussieren kannst.
Unerwartete Ereignisse wie Finanzkrisen oder das Gründen einer Familie, erschweren den Weg zur finanziellen Unabhängigkeit. Wenn Du finanziell frei sein willst, ist Frugalismus ein Weg. Du hast allerdings neben dem Frugalismus weitere Möglichkeiten, zur finanziellen Freiheit zu gelangen. Gerade bei niedrigen Einkommen kann es sinnvoll sein, passive Einkommen aufzubauen. Hierzu hast du mehrere Möglichkeiten.
Der Weg zur finanziellen Freiheit muss nicht zwangsläufig ein regider Ausgabenstopp sein, wenn Dir das nicht liegt. Du solltest allerdings bedenken, dass höhere Ausgaben auch dafür sorgen, dass Du mehr arbeiten musst, um diese Ausgaben abzudecken.
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