Ernährung

Die Planetary Health Diet

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Die Planetary Health Diät wird oft als die richtungsweisende Ernährungsform beschrieben, wenn es um den Klimawandel geht.

Was ist die Planetary Health Diet?

Bei der Planetary Health Diet handelt es sich um keine klassische Diät, wie wir sie beispielsweise bei einer Gewichtsreduktion anwenden. Es handelt sich vielmehr um eine Lebensweise im Sinne der ursprünglichen Bedeutung. Das Wort Diät wurde aus dem altgriechischen δίαιτα díaita  abgeleitet und wird mit Lebensweise oder Lebensführung übersetzt.

Bei der Planetary Health Diet handelt es sich um eine durch die EAT-Lancet-Kommission ausgearbeitete Ernährungsempfehlung aus dem Jahr 2019, die eine sichere, gesunde und umweltfreundliche Ernährung bis zum Jahr 2050 sicherstellen soll.

Was ist die EAT-Lancet-Kommission?

Bei der EAT-Lancet-Kommission handelt es sich um einen Zusammenschluss der Nichtregierungsorganisation EAT und der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“.

EAT wurde durch die Stordale Stiftung, das Stockholm Resilience Centre und dem Wellcome Trust ins Leben gerufen und soll sicherstellen, dass die Ernährungswende beschleunigt wird.

Das Ziel der EAT-Lancet-Kommission ist die Erarbeitung eines globalen Ernährungssystems, das dafür sorgen soll, dass alle Menschen Zugang zu gesunder Ernährung haben. Zugleich soll diese Ernährungsform dafür sorgen, dass die Ressourcen dieser Erde geschont werden.

Die EAT-Lancet-Kommission besteht aus 37 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 16 Ländern. Die Mitarbeitenden gehören nicht nur unterschiedlichen Nationen, sondern auch unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen an. Unter ihnen sind Ernährungswissenschaftler und Gesundheitsexpertinnen und -Experten. Des Weiteren befinden sich im Team folgende wissenschaftliche Disziplinen: Nachhaltigkeit, Politik, Wirtschaft und Landwirtschaft.

Die Kommission hat das Ziel eine wissenschaftliche Grundlage zu erarbeiten, die das globale Ernährungssystem transformiert.

Die Grundlagen der Planetary Health Diet

Die Planetary Health Diet ist das Ergebnis der Zusammenarbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der EAT-Lancet-Commission. Durch die Planetary Health Diet sollen Erde, Klima als auch die Menschen geschützt werden.

  • Der Konsum von Obst, Gemüse, Nüssen und Hülsenfrüchten müsste nach derzeitigem Stand hierzulande etwa verdoppelt und der Zuckerkonsum halbiert werden. Das gilt natürlich nicht für alle Menschen. Bereits jetzt gibt es Menschen, die sich pflanzenbasiert ernähren und Menschen, die sich überwiegend von fettigen und gesüßten Industrieprodukten ernähren.
  • Die Planetary Health Diet beinhaltet keine Lebensmittelverschwendung. Noch immer wird viel zu viel Essen weg geworfen.
  • Die Planetary Health Diet ist insbesondere auf die Ernährungsbedürfnisse der wachsenden Erdbevölkerung ausgelegt. Es wird momentan davon ausgegangen, dass die Erde im Jahr 2050 die 10 Milliarden-Grenze knackt.

Wie sieht die Ernährung der Zukunft aus?

Die EAT-Lancet-Kommission hat mit der Planetary Health Diät einen allgemeingültigen Referenzrahmen erarbeitet. Die Grundlage ist eine Kalorienzufuhr von 2.500 Kilokalorien. Das entsprecht dem Bedarf eines Durchschnittsmannes. Größere Männer, stark arbeitende Männer, kleine schlanke Frauen, Menschen in sitzender Tätigkeit haben einen nach oben, bzw. unten abweichenden Kalorienbedarf.

Die Ernährungsweise der Planetary Health Diät setzt sich aus verschiedenen Lebensmittelgruppen zusammen. Diese Lebensmittelgruppen kennen wir von den Empfehlungen der DGE.

Hauptenergielieferant sind bei der Planetary Health Diet verschiedene Vollkorngetreide. Zu den Getreiden zählt der uns allen bekannte Weizen aber auch Gerste, Dinkel, Hafer, Roggen, Reis, Hirse und Mais. In der Auswahl befinden sich sowohl glutenhaltige als auch glutenfreie Getreide.

Auch wenn es nach wie vor stark abweichende wissenschaftliche Studien zum Nutzen von Vollkorn gibt, wird hier davon ausgegangen, dass das volle Korn immer mehr Nährstoffe bietet als eine industriell verarbeitete Variante.

Neben dem Vollkorngetreide beinhaltet die Planetary Health Diet stärkehaltiges Gemüse wie die Kartoffel oder die Süßkartoffel, Gemüse und Obst. Die Proteine werden hauptsächlich über Hülsenfrüchte, Nüsse und Milchprodukte gedeckt, Fleisch, Fleischerzeugnisse und Fisch kommen nur in sehr geringem Umfang vor.

Aus dieser Studie stammen übrigens die häufig zitierten, bzw. geforderten 14 Gramm Fleisch täglich. Häufig vergessen wird, dass es sich hierbei um Fleisch von Säugetieren, bzw. Paarhufern handelt, also um Schweine-, Rind- oder Lammfleisch. Eier, Fisch, Geflügel und Milchprodukte werden separat berechnet.

Mit insgesamt rund 450 kcal spielen die Fette bei der Planetary Health Diet eine wichtige Rolle. Lediglich knapp 100 kcal entstammen dabei von gesättigten Fetten. Die restlichen Fette sollten ungesättigt oder mehrfach ungesättigt sein.

Zucker ist mit etwa 100 kcal und 30 Gramm am Tag im Vergleich zur derzeitigen durchschnittlichen Ernährung stark reduziert. Es handelt sich hierbei jedoch um zugesetzten Zucker.

Wie wurde die Planetary Health Diet erarbeitet?

Die Mitarbeitenden der EAT-Lancet-Kommission haben die Ernährungsempfehlungen anhand anerkannter Ernährungsempfehlungen und Ergebnissen der Gesundheitsforschung erarbeitet. Die Empfehlungen in Bezug auf die Menge und die Kalorienzufuhr beziehen sich sowohl auf die Empfehlungen für eine gesunde Ernährung als auch auf ihre Umweltverträglichkeit.

Darf ich jetzt keine Kartoffeln mehr essen?

Bei der Planetary Health Diet handelt es sich um ein weltweites Ernährungskonzept. Die Empfehlungen können und sollten nicht starr angewandt werden. Unsere Ernährung ist immer insbesondere dann umweltverträglich, wenn sie saisonal und regional ist. Weltweit gedeihen Kartoffeln nicht überall so prächtig wie in Deutschland. Die Empfehlung für Kartoffeln liegt bei 50 Gramm pro Tag. Zwei Kartoffelgerichte in der Woche würden bereits diesen Empfehlungen widersprechen.

Kann die Planetary Health Diet umgesetzt werden?

Die Planetary Health Diet kann weltweit nicht von heute auf morgen umgesetzt werden, weil sie regionale Besonderheiten nicht berücksichtigt. Sie berücksichtigt auch nicht die regionalen Vorlieben und das Vorkommen bestimmter Getreide- und Gemüsesorten. In Afrika wird derzeit das Siebenfache der empfohlenen Menge an stärkehaltigen Pflanzen verzehrt.

Es ist vermessen zu glauben, dass diese Menschen einfach stattdessen Gemüse anbauen müssten. Erstens müssen die Menschen satt werden, zweitens gedeiht nicht jede Frucht an jedem Standort.

Warum ist eine Ernährungsrevolution notwendig?

Einfach gesagt: wir essen zu viel und das Falsche. Wir essen zu viele verarbeitete Lebensmittel und Lebensmittel tierischer Herkunft. Dadurch verbrauchen wir mehr Ressourcen als uns eigentlich zustehen würden. Gleichzeitig wird unfassbar viel Essen weg geworfen, obwohl wir die Möglichkeiten hätten, es weiter zu verwerten.

Ich habe schon als Kind nicht verstanden, warum Tomaten tonnenweise ins Meer gekippt wurden und die Butter gleich hinterher und wir gleichzeitig Geld für hungernde Kinder gespendet haben. Jetzt, gute 30 Jahre später verstehe ich es immer noch nicht.

Während wir zu viel Essen und etwa 1/5 der produzierten Nahrung weg werfen verhungern auf dieser Welt weiterhin Menschen oder sie sterben an den Folgen einer jahre- oder jahrzehntelangen Mangelernährung.

Dennoch sprengen wir weltweit betrachtet die ökologischen Belastungsgrenzen unserer Erde. Diese ökologischen Belastungsgrenzen werden als Planetary boundaries bezeichnet. Wenn wir diese überschreiten gefährden wird die Stabilität unseres Ökosystems. Unser Ökosystem ist jedoch die Lebensgrundlage für alle Lebewesen auf diesem Planeten.

Die Belastungsgrenzen werden an sechs Faktoren gemessen: dem Land, dem Wasser, dem Klima, der biologischen Vielfalt, am Stickstoff und am Phosphor. Für all diese sechs Faktoren gibt es eine Obergrenze, die nicht überschritten werden sollte. Hieran haben sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei der Erarbeitung der Planetary Health Diet orientiert.

Wie kann eine globale Ernährungswende erreicht werden?

Die Planetary Health Diet beinhaltet gesundheitliche Ernährungsaspekte und Aspekte, die der Gesunderhaltung des Planeten dienen. Aus diesem Grund ist die Ernährungsempfehlung nicht das einzige Resultat der Zusammenarbeit:

1. Förderung gesunder Ernährung

Damit Menschen eine gesunde Ernährung praktizieren, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Die gesunden Nahrungsmittel müssen zugänglich sein, sie müssen bezahlbar sein und die Kosten für die Zerstörung von Gesundheit und Umwelt müssen sich im Preis ungesunder Nahrungsmittel deutlich bemerkbar machen. Bislang ist es in Deutschland jedoch so, dass eine Pizza wesentlich günstiger ist als ein Gemüse-Risotto. Ein Liter Apfelsaftschorle kostet mehr als ein Liter günstige Limonade. Hier muss die Politik zwingend eingreifen. Das kann durch den Verzicht auf Steuern oder die Subventionierung passieren.

2. Qualität statt Quantität

Bislang war ein Großteil der Landwirtschaft auf möglichst hohe Erträge ausgerichtet. Die Vielfalt an Nahrungsmitteln sowie ihr Nährstoffgehalt standen nicht im Fokus. Das Hauptaugenmerk sollte dabei auf der Produktion von Nahrungsmitteln für Menschen liegen und nicht auf der Produktion von Futtermitteln für Tiere.

3. Förderung der ökologischen Landwirtschaft

Wenn in einer ökologischen Landwirtschaft überwiegend auf Insektizide und Düngemittel verzichtet wird, müssen die Erträge anderweitig sichergestellt werden. Das kann beispielsweise durch die Züchtung von trockenheitsresistenten Pflanzen erreicht werden. Zudem sollte an den Bewässerungssystemen geforscht werden, damit diese optimiert werden. Bislang fließt ein Großteil des Wassers an den Wurzeln der Pflanzen vorbei und wird nicht durch diese genutzt. Permakulturen und optimale Bodennutzung sollten gefördert werden.

4. Vorgaben zur Land- und Meernutzung

Während die Überfischung der Weltmeere in den Köpfen der meisten Menschen angekommen ist, schaffen es Rodungen nur vereinzelt in die mediale Berichtserstattung. Die EAT-Lancet-Kommission fordert daher eine Sperrung von etwa 10 Prozent der verfügbaren Meeresflächen, damit sich dort Aquakulturen erholen und wieder neu ansiedeln können. Zudem sollen keine neuen, natürlichen und intakten Landflächen zu Produktionszwecken herangezogen werden.

5. Halbierung der Lebensmittelabfälle

Lebensmittelabfälle entstehen sowohl auf der Produktionsseite als auch im Handel und in Privathaushalten. Sie geht uns also alle etwas an. Während für Produktion und Handel die Politik zuständig ist, muss sich auf der Verbraucherseite jeder Konsument fragen, was er tun kann, um einer Verschwendung entgegenzuwirken. Das beginnt beim Einkauf, führt über die Lagerung bis hin zum Verzehr. Erste Kampagnen zur Aufklärung über das Mindesthaltbarkeitsdatum laufen bereits.

Wir benötigen in Deutschland allerdings auch dringend ein Gesetz, dass den Supermärkten das Wegwerfen von Lebensmitteln schlichtweg verbietet. Was noch dringender ist: wir benötigen ein Gesetz, dass das Containern ermöglicht. Bis heute ist es so, dass Menschen, die die Abfälle von Supermärkten mitnehmen strafrechtlich dafür belangt werden können. Das ist ungefähr so, als würde ich jemanden verklagen, der mein runter gefallenes Eis isst. Ein Eis, das ich zwar nicht mehr will, aber jemand anderes soll es auch nicht bekommen.

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