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Der World Overshoot Day ist der fiktive Tag im Jahr, an dem die Weltbevölkerung die natürlichen, nachwachsenden Ressourcen der Erde bereits verbraucht hat. Der World Overshoot Day wird auch als Welterschöpfungstag oder Erdüberlastungstag bezeichnet. Dabei wird anhand des Verbrauchs an Rohstoffen errechnet, ab welchem Zeitpunkt unsere Erde die verbrauchten Ressourcen nicht mehr nachproduzieren kann. Deutschland hat diesen Tag im Jahr 2022 am 28. Juli erreicht.

Wie wird der Word Overshoot Day berechnet?

Beim World Overshoot Day verhält es sich ähnlich wie mit einem überzogenen Konto. Wenn ein jährlich ein Betrag von 30.000 Euro auf das Konto kommt, jedoch 35.000 Euro abgehoben werden, dann steht am Ende des Monats ein Minus von 5.000 Euro auf dem Konto. Im nächsten Jahr kommen wieder 30.000 Euro auf das Konto. In diesem Jahr werden 37.000 Euro ausgegeben. Das Konto ist folglich zu Beginn des dritten Jahres 12.000 Euro im Minus.

Das Modell eines überzogenen Kontos kann jedoch nicht 1:1 auf den World Overshoot Day übertragen werden. Beim World Overshood Day wird die „Altschuld“ nicht in das Folgejahr mitgenommen. Das würde auch keinen Sinn machen, weil wir uns dann rückwärts bewegen würden und der World Overshoot Day relativ schnell in der Vergangenheit liegen würde.

Die Biokapazität und der ökologische Fußabdruck

Der World Overshoot Day wird mit Hilfe der Biokapazität und dem ökologischen Fußabdruck errechnet. Beim ökologischen Fußabdruck handelt es sich um die Summe der natürlichen Ressourcen, die die die Bevölkerung eines Landes in Anspruch nimmt, um ihre alltäglichen Bedarfe abzudecken.

Zu dem Ressourcenverbrauch gehören pflanzliche und tierische Nahrungsmittel, Rohstoffe wie Holz und der Verbrauch von produktiven Oberflächen wie Weide- und Ackerland, Wald, Land sowie bebaute Landabschnitte, die durch die Aufnahme oder den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid belastet werden.

Neben dem Ressourcenverbrauch verfügt jedes Land über eine Biokapazität, also Wasser- oder Landoberflächen, die sich in bestimmten Intervallen regenerieren können. Die Einheit, in der Oberflächen und Verbräuche gemessen werden, werden in globalen Hektaren (gha) angegeben. Für die Wasser- oder Landflächen wird von einer weltdurchschnittlichen Bioproduktivität ausgegangen.

So können Hektare mit niedriger Produktivität, wie es beispielsweise bei Weideland der Fall ist mit Hektaren hoher Produktivität, wie es bei Ackerland der Fall ist verglichen werden. Der Vergleich zwischen der Biokapazität und dem Fußabdruck zeigt auf, ab wann die ökologischen Reserven aufgebraucht sein werden. Weltweit verbraucht jeder Mensch etwa 3,3 gha. Dem Verbrauch stehen jedoch nur etwa 12,2 Milliarden gha Biokapazität gegenüber.

Um den World Overshoot Day zu berechnen wird die Biokapazität der gesamten Erde durch den Verbrauch eines einzelnen Landes geteilt und mit der Anzahl der Tage des Jahres multipliziert.

Warum gibt es einen Overshoot Day?

Die Erde vergisst nichts, was wir ihr antun. Daran soll der World Overshoot Day erinnern. Da der jährliche Ressourcenverbrauch stetig steigt, war er im Jahr 2019 bereits am 29. Juli. Im Jahr 2020 war der Overshoot Day in Deutschland erst am 22. August. Im Jahr 2021 ist der Ressourcenverbrauch trotz andauernder Pandemie wieder gestiegen und war wieder am 29. Juli. Im Jahr 2022 war der Overshoot Day in Deutschland am 28. Juli. Eine bedauerliche Entwicklung, wenn man bedenkt, dass dieser Tag im Jahr 1970 am 29. Dezember war, also quasi zum Jahresende, wenn man die zwei Tage vernachlässigt.

Die Schwächen bei der Berechnung des World Overshood Day

Der Pro-Kopf-Fußabdruck wird in diesem Modell nicht mit der Biokapazität im eigenen Land sondern weltweit verglichen. Folglich schneiden Länder, die klein sind aber über viele Ressourcen verfügen, bei dieser Berechnung schlechter ab, als würde der vergleich mit der lokalen Biokapazität erfolgen. Jedoch ist es so, dass eine globale Betrachtung stattfindet. Durch den weltweiten Warentransfer profitieren die meisten Länder auch von den Ressourcen der anderen Länder. Ein Land, das über wenig Ressourcen verfügt müsste nach dieser Kritik weniger verbrauchen als ein Land mit großen Ressourcen.

Ebenfalls problematisch ist, dass die Berechnung des World Overshood Day aufgrund der Naturnutzung der Menschen errechnet wird, jedoch werden Umweltprobleme wie die Luftverschmutzung nicht in die Überlegungen einbezogen. Ebenso wird Plastikmüll im Meer erst dann zu einem Problem, wenn dieser die im Meer lebenden Ressourcen (Algen und Fische) beeinträchtigt.

Es geht bei diesem Modell also in erster Linie darum, darzulegen, wie Menschen die Natur optimal nutzen können. Die Natur selbst hat keinen Stellenwert an sich, sondern ist Gebrauchsgut des Menschen.

Warum ist Katar auf Platz 1?

Würden alle Länder die Ressourcen so verbrauchen, wie es Katar momentan tut, wäre der Word Overshoot Day bereits am 10. Februar. Katar ist ein Emirat, welches sich in Vorderasien befindet und im Jahr 2020 etwa 2,881 Millionen Einwohner hat. Es handelt sich also um ein sehr kleines Land. In Katar befinden sich mit 381.000 Milliarden Kubikfuß etwa 15% der Erdgasreserven. Lediglich Russland und Iran besitzen größere Reserven an Erdgas. Zudem verfügt Katar über geschätzt 25 Milliarden Barrel Erdölreserven. Seit 2006 ist Katar weltweiter Marktführer im Export von Flüssiggas. Katar fördert zudem Gips, Kies, Ton und Kalkstein. Zudem besitzt Katar eine Fabrik für Primäraluminium uns zehn riesige Meerwasserentsalzungsanlagen, deren Betrieb sehr Energieintensiv ist.

Neben der Förderung von Rohstoffen produziert das Land kaum Nahrungsmittel selbst und muss fast alles importieren. Das bedeutet, dass Katar diesbezüglich hohe Emissionen hat.

Das hohe Erdöl- und Erdgasvorkommen lässt schon erahnen, dass Katar kein armes Land ist. Die Vorbereitungen auf die Fußball WM ließen daran keine Zweifel offen. Katar hatte sich ursprünglich mit zwölf Stadien beworben, in Folge sollte ein 13. Stadion hinzukommen. Aufgrund der heftigen Kritik ruderte das Land zurück und beschränkte mit Zustimmung der FIFA die Austragungsorte auf acht Stadien.

Die Kritik ließ jedoch nicht nach, weil etliche Stadien für die WM neu gebaut wurden, einige aufwändig vergrößert wurden und wieder andere renoviert werden mussten. Ein Kritikpunkt im Vorfeld waren die heißen Temperaturen von über 40 Grad Celsius am Tag. Katar hat dieses Problem durch den Einsatz von riesigen Klimaanlagen gelöst. Die Temperaturen in den Stadien soll auf 22 Grad Celsius herunter gekühlt werden.

Gleichzeitig bewarb Katar die laufende WM als klimaneutral. Den Stadienausbau wollten sie durch das Pflanzen von über einer Million Bäume kompensieren. Das Groteske an der Sache: es handelt sich bei Katar um einen Wüstenstaat, d.h. die Bäume werden, damit sie nicht eingehen, permanent bewässert. Doha verlegte folglich Tausende von Kilometern an Schläuchen für die Sprenkleranlagen.

Jedem halbwegs klar denkenden Menschen dürfte klar sein, dass Katar keinen Klimaschutz betreibt und die WM keinesfalls Klimaneutral ist. Zugleich verfügt Katar durch die Erdöl- und Erdgasreserven über eine hohes BiP, d.h. die Menschen haben ein hohes Einkommen, was in der Regel den Konsum antreibt und somit die Emissionen.

World Overshoot Day im Jahr 2022 noch früher

Der niedrigere Verbrauch im Jahr 2020 war keine Trendwende. Bereits im letzten Jahr lag dieser Tag wieder genauso früh wie im Jahr 2019, am 29. Juli. Im Jahr 2022 war der Overshoot Day nochmal einen Tag früher in Deutschland. Würden hingegen alle Länder so die Ressourcen verbrauchen, wie es in Jamaica der Fall ist, dann wäre der World Overshoot Day erst am 20. Dezember. Das ist natürlich noch immer nicht optimal, weil die Erde so noch immer ausgebeutet würde.

Den World Overshoot Day nach hinten verlegen

Die Frage, die sich stellt, ist, wie der World Overshoot Day und der deutsche Overshoot Day wieder weiter nach hinten verschoben werden können. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten:

  1. Würden die Kohlenstoffemissionen um die Hälfte reduziert werden, könnte dieser um 93 Tage später eintreten. Einige Firmen versuchen daher CO2-Neutral zu produzieren. Trotz intensiver Bemühungen an einigen Stellen ist die Lage derzeit noch so, dass wir Jahr für Jahr mehr Ressourcen verbrauchen, als auf natürliche Art und Weise nachwachsen können. Deshalb rückt der World Overshoot Day immer weiter nach vorne. Derzeit würden wir 1,7 Erden benötigen, um den aktuellen Ressourcenverbrauch abzudecken. Auch wenn die großen Firmen und Konzerne hier eindeutig in der Pflicht sind, kann der Endverbraucher ebenfalls einiges tun, um seine CO2-Emissionen zu reduzieren. Dazu gehört ein verantwortungsbewusster Umgang mit fossilen Energien wie Heizöl oder andere Erdöle.
  2. Die Ernährung: auf diesen Faktor haben die Konsumenten wesentlich mehr Einfluss als auf die CO2-Emissionen, die bei den Herstellungsprozessen entstehen. Eine pflanzenbasierte Ernährung verbraucht wesentlich weniger Ressourcen als der Verbrauch von tierischen Produkten. China hat es sich zur Aufgabe gemacht, seinen Fleischkonsum um 50% zu reduzieren. Hierdurch könnte der World Overshoot Day fünf Tage eintreten. Würden alle Menschen ihren Fleischkonsum um 50% senken, würede der World Overshood Day 17 Tage später eintreten.
  3. Ein weiteres Problem stellen die Lebensmittel dar, die nicht verzehrt, sondern weg geworfen werden. Das ist etwa ein Drittel und entspricht 1,3 Billionen Tonnen. Würden diese Lebensmittel nicht verschwendet werden, könnte der Overshoot Day um 13 Tage nach hinten verschoben werden.
  4. Ein Aufforsten der Wälder um 350 Millionen Hektar würden den World Overshoot Day um weitere acht Tage nach hinten verschieben.
  5. Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft und Fischerei würden ebenfalls den World Overshoot Day nach hinten verschieben
  6. Der World Overshoot Day könnte weitere 13 Tage nach hinten verlegt werden, wenn Privatpersonen ihre Mobilität überdenken würden (Verweis Nachhaltige Mobilität). Dazu müsste lediglich ein Drittel der Wege, die zuvor mit dem Auto erledigt wurden, mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß erledigt werden.

Quellen:

https://taz.de/Oekobilanz-der-Fussball-WM-in-Katar/!5814587/

Utopia

Wikipedia

TAZ

Grafische Übersicht Overshoot Day nach Ländern

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