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Der ökologische Fußabdruck ist in aller Munde. Doch was ist der ökologische Fußabdruck und wie groß ist unser Einfluss auf ihn?

Was ist der ökologische Fußabdruck?

Der ökologische Fußabdruck setzt sich aus dem Land-Fußabdruck, dem CO2-Fußabdruck, dem Wasser-Fußabdruck und dem Material-Fußabdruck zusammen. Die Rechner, die Du im Internet finden kannst, die Deinen individuellen Fußabdruck ausrechnen, beziehen sich meist auf den CO2-Fußabdruck.

Bei dem CO2-Fußabdruck handelt es sich um einen Nachhaltigkeitsindikator, der aufzeigt, wie viele Ressourcen du verbrauchst und diese Werte weltweit vergleicht. Als Industrieland verursacht Deutschland prinzipiell mit etwa 11 Tonen CO2 pro Kopf mehr als doppelt so viel CO2 als der weltweite Durchschnitt.

Der ökologische Fußabdruck und seine vier Unterteilungen

Der Land-Fußabdruck

Bei dem Land-Fußabdruck handelt es sich um die landwirtschaftlichen Flächen, die zur Versorgung benötigt wird. Dazu gehört die Nahrungsmittelproduktion aber auch die Produktion von Vieh-Futtermittel und die Flächen, die zur Rodung von Bäumen zur Produktion von Brennholz genutzt wird. In Europa werden 60% der landwirtschaftlich produzierten Produkte importiert.

Der CO2-Fußabdruck

Beim CO2-Fußabdruck werden die klimaverändernden Emissionen erfasst. Durch den Import von Waren aus aller Welt haben viele europäische Länder ihren ökologischen Fußabdruck vergrößert, obwohl die eigenen CO2-Emissionen rückläufig sind.

Der Wasser-Fußabdruck

Der Wasserfußabdruck beinhaltet sämtliches verbrauchtes Wasser, also auch Regenwasser und das Wasser, das zur Herstellung Deiner Produkte benötigt wird. Hier kannst Du deinen Wasser-Fußabdruck berechnen. Wie in den anderen Bereichen auch, hast Du über die Auswahl der Produkte direkten Einfluss auf deinen Wasserverbrauch.

Der Wasser-Fußabdruck beinhaltet wesentlich mehr als das Wasser, das Du zum Duschen und zum Gießen Deiner Pflanzen benötigst. Er beinhaltet auch den Wasserverbrauch zur Herstellung Deiner Lebensmittel.

Der Material-Fußabdruck

Hier werden die Materialien erfasst, die zur Herstellung von Produkten verbraucht werden, also beispielsweise auch Metalle, die zur Herstellung von Handys benötigt werden. Der Material-Fußabdruck lässt sich durch Recycling verkleinern.

Wie wird der ökologische Fußabdruck berechnet?

Der ökologische Fußabdruck wird anhand mehrerer Faktoren berechnet. Nutzt du einen „einfachen“ Rechner, wird dieser anhand Deines Einkommens, deiner Wohnraumgröße und deines Mobilitätsverhaltens sowie Deiner Ernährungsgewohnheiten berechnet.

Personen, die fleischlastig essen, in einem großen Haus wohnen, viel Auto fahren und viel reisen haben einen wesentlich höheren Fußabdruck als ein Veganer, der in einer WG wohnt und kein Auto besitzt.

Auf welcher Grundlage wird der ökologische Fußabdruck berechnet?

Der ökologische Fußabdruck wird auf der Grundlage der natürlichen Biokapazität berechnet. Die natürliche Biokapazität ergibt sich aus den verschiedenen Flächen die genutzt werden können, wie beispielsweise Acker- und Weideland oder Waldflächen. Von diesen Flächen wird die biologische Produktivität ermittelt. Diese biologische Produktivität wird im sogenannten „globalen Hektar“ (gha) angegeben. Diese Flächen stehen den Menschen zur Nutzung zur Verfügung.

Bei der Berechnung des ökologischen Fußabdrucks wird der tatsächliche Verbrauch der Ressourcen mit der Biokapazität der Erde in Verhältnis gesetzt.

Durch diese Berechnung lässt sich auch ermitteln, wie viel ein einzelner Mensch verbrauchen darf. In Deutschland sind das 1,6 gha. Tatsächlich verbrauchen wir pro Kopf 4,9 gha. Würden alle Menschen so leben wie wir in Deutschland, bräuchten wir 3 Erden. Tatsächlich ist der weltweite Durchschnittswert dennoch so hoch, dass wir 1,75 Erden benötigen würden.

An dieser Stelle sollte ich anmerken, dass der weltweite Durchschnittsverbrauch so „niedrig“ ist, weil es Menschen gibt, die kaum Ressourcen verbrauchen. Das hört sich erst einmal positiv für uns an, weil sie unseren Überkonsum ausgleichen. Allerdings handelt es sich hierbei um Menschen, die teilweise kein sauberes Trinkwasser und nicht genügend Nahrungsmittel besitzen. Weltweit sind 767 Millionen Menschen von absoluter Armut betroffen. Viele von ihnen zahlen den Ausgleich des ökologischen Fußabdrucks mit ihrem Leben, weil sie an Mangel- oder Unterernährung versterben oder erhebliche Behinderungen davontragen.

Hat mein Verhalten Einfluss auf den Durchschnittswert?

Bei 83,2 Millionen Einwohnern wird sich der Durchschnittswert nicht ändern, wenn eine Person ihr Verhalten ändert. Mal angenommen, es würde jede 10. Person den Verbrauch von Ressourcen reduzieren, dann wäre diese Änderung bereits sichtbar.

Du kennst sicher Menschen, die keinen Sinn darin sehen, dass wir als ein relativ kleines Land unser persönliches Verhalten ändern, wenn ein Großteil der CO2-Emissionen durch die Industrie verursacht wird? Dabei sind wir es, die die Industrie am Laufen halten, wir sind diejenigen, die die Produkte nachfragen. Kein Gewerbe auf dieser Welt stellt Dinge her, die nicht benötigt werden. Jedenfalls nicht sehr lange.

Es sind die Menschen in den USA, in Russland, Australien und Deutschland, die mehr Ressourcen verbrauchen, als ihnen die Erde zur Verfügung stellt.

Wie viele Erden würden wir in Deutschland eigentlich benötigen?

In Deutschland wurden im Jahr 2022 so viele Ressourcen verbraucht, dass wir eigentlich drei Erden benötigen, damit die Rohstoffe auf natürliche Art und Weise wieder nachwachsen können.

Die USA liegen im „Erdenverbrauch“ mit 5,1 Erden weltweit auf Platz eins. Der ökologische Fußabdruck in den USA ist immens, ebenso in Australien und Russland (Quelle).

Was kann ich als Einzelperson ändern?

Der ökologische Fußabdruck der USA ist zwar der größte, aber warum interessiert dieser uns oft mehr als der Eigene? Der ökologische Fußabdruck in den USA, Russland oder China ist durch uns zunächst nicht direkt beeinflussbar. Wir können die Verhältnisse, unter denen vor Ort produziert wird, nicht ändern.

Wir können aber durch unser Konsumverhalten dafür sorgen, dass Produkte am Markt bestehen bleiben oder eben nicht. Wenn wir bestimmte Produkte nicht kaufen, dann kann das dazu führen, dass sie früher oder später vom Markt verschwinden.

Kennst du das Sprichwort „Du kannst nur vor deiner eigenen Haustür kehren“? Das trifft beim CO2-Fußabdruck auch zu. Die Politik und die Industrie stehen vor immensen Herausforderungen in Bezug auf den Klimaschutz. Sie werden scheitern, wenn die Endverbraucher ihr Verhalten nicht ändern.

Können wir uns Klimaschutz leisten?

Fair und ökologisch nachhaltig produzierte Produkte sind in der Regel teuer. Insbesondere dann, wenn es sich um importierte Produkte handelt. Bei diesen steigt der Preis schnell um das Dreifache. Das betrifft insbesondere Nahrungsmittel wie Schokolade, Kaffee, Avocados und Cashewkerne.

Bei regional produziertem Bio-Fleisch zahlen wir weitaus mehr als das Dreifache im Vergleich zum Discount-Preis. Die Preise ergeben sich nicht nur aus dem Schutz des Tierwohls, sondern auch aus den Löhnen und Gehältern, die in Deutschland gezahlt werden müssen. Deutsche Bauern, die ihre Nutztiere mit biologisch angebautem Futter aus der EU groß ziehen, wollen und müssen entsprechend bezahlt werden.

Auch die Bauern und ihre Angestellten müssen von ihren Einnahmen in Deutschland leben. Hier fängt das Dilemma bereits an. In Deutschland wollen alle fair entlohnt werden, die Produkte sollen jedoch bitte möglichst günstig sein.

Was ist, wenn ich mir das nicht leisten kann?

Ich weiß, dass das recht zynisch klingt, aber je weniger Geld eine Person zur Verfügung hat, umso weniger klimaschädlich kann sie sich verhalten. Unser CO2-Fußabdruck ist maßgeblich von unserem Einkommen und den Konsumausgaben sowie unserer Mobilität abhängig. Eine Person mit einem niedrigen Einkommen, die zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖPNV zur Arbeit fährt, sich wenig Dinge über das Grundsätzliche hinaus leisten kann, hat einen weitaus niedrigeren ökologischen Fußabdruck als Personen mit hohem Einkommen.

Besser als Dr. Eckart von Hirschhausen in seinem Buch „Mensch, Erde. Wir könnten es so schön haben“ kann ich es auch nicht beschreiben. Er geht in dem Kapitel „Das Dilemma der aufgeklärten Verschmutzer“ darauf ein, dass mit mehr Geld auch mehr Schaden angerichtet werden kann. Er vergleicht eine SUV-fahrende, besser verdienende Familie mit einer allein erziehenden Mutter mit drei Kindern und einem Meerschweinchen. In dem anderen Haushalt wohnen ebenfalls vier Personen, zwei Erwachsene und zwei Kinder sowie ein Labrador.

Der CO2-Verbrauch der Familie mit den zwei Kindern ist alleine schon deshalb höher, weil sie in einem Einfamilienhaus leben. Die Information, dass sie auf dem Land leben ist ebenfalls relevant. Die meisten Menschen, die auf dem Land leben, arbeiten dort nicht. Auch die Kinder müssen irgendwie in die Schule kommen, die vermutlich nicht in der unmittelbaren Nachbarschaft liegt.

Der ökologische Fußabdruck im Kontext des ökologischen Status‘

Wir können den ökologischen Fußabdruck folglich nie isoliert betrachten. Menschen, die viel Geld verdienen, legen dieses nicht nur in Aktien an, sondern auch in Immobilien, in denen sie zumindest teilweise selbst leben. Zudem fahren sie tendenziell größere Autos, die einen höheren Verbrauch haben. Sie erholen sich von ihrem anstrengenden Arbeitsalltag in weiter entfernten Gefilden als schlechter Verdienende.

Menschen mit einem hohen Bildungsgrad glauben häufig, sich ökologisch nachhaltig zu verhalten, auch wenn dies reine Farce ist. Dr. Eckart von Hirschhausen veranschaulicht das mit dem Beispiel des Einkaufs auf dem Bio-Bauenhof, zu dem natürlich mit dem SUV gefahren wird.

Der ökologische Fußabdruck ist folglich auch vom sozialen Status und der Fähigkeit, Wissen in Taten umzusetzen, abhängig. Ein niedriger sozioökonomischer Status ist in Bezug auf Nachhaltigkeit überaus hilfreich. Alle anderen müssen aktiv etwas tun, um nicht in die Pseudo-Öko-Falle zu tappen. Das Buch von Dr. Eckart von Hirschhausen findest du hier. Wenn Du die Message des Buches bereits vor dem Lesen verstanden hast, kaufst du es wie ich gebraucht. Schlecht für den Autor, besser für die Umwelt.

Was soll ich jetzt tun?

Der ökologische Fußabdruck setzt sich aus vielen Komponenten zusammen, die sich aus unserem Handeln ergeben. Wenn Du also nichts tut, dann wird dein ökologischer Fußabdruck automatisch kleiner. Natürlich können wir nicht ohne Konsum leben. Auch dann nicht, wenn wir uns größtenteils selbst versorgen oder containern gehen. Konsum ist nicht nicht nur davon abhängig, dass wir Geld ausgeben.

Allerdings können wir einen Teil des Konsums steuern. Wir können regionale Lebensmittel kaufen anstelle von importierten. Wir können gebrauchte Kleidung kaufen und diese reparieren oder weiter verwerten. Anstelle eines SUV können wir uns ein kleineres Auto in die Garage stellen und Strecken unter 10 Kilometern mit dem Fahrrad fahren.

Unsern Urlaub können wir in Europa oder in Deutschland machen oder kennst Du bereits alle Flecken in unserem Land? Ich denke kaum, ich war nicht einmal in meiner Heimatstadt an allen Orten, die schön und sehenswert sind.

Der ökologische Fußabdruck wird immer messbar sein, wir haben jedoch unmittelbaren Einfluss darauf, wie groß dieser ist. Vielleicht müssen wir uns auch von dem Gedanken lösen, dass wir alles haben können. Also gutes, günstiges Essen, drei Fernreisen im Jahr, die neueste Technik, einmal pro Quartal neue Kleidung, Fleisch fressende Haustiere und zwei große Autos für zwei Erwachsene. Sind wir noch bereit und in der Lage zu verzichten oder Kompromisse zu finden?

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