Sonstiges

Der Löwe auf dem Sofa

Bild von Antony Trivet auf Pixabay

Ein Löwe auf der Couch, ein Jaguar im Bett und ein Tiger im Porsche? All das ist keine Seltenheit mehr.

Haustiere

Haustiere sind streng genommen auch Wildtiere. Eigentlich gibt es keine Haustiere, irgendwann waren sie frei und wild, konnten jedoch aufgrund ihrer Charaktereigenschaften und dem Herauszüchten unerwünschter Eigenschaften durch den Menschen domestiziert werden.

Im Gegensatz zu heute standen früher wirtschaftliche Interessen bei der Domestizierung im Vordergrund. Das Pferd musste den Pflug ziehen, der Hund den Hof bewachen. Gänse tun das auch, sie sind dabei nicht halb so bestechlich wie ihre verfressenen hündischen Kollegen.

Bei der Vermehrung der Haustiere wurde darauf geachtet, dass sich nur die Tiere vermehren, die die gewünschten äußerlichen und charakterlichen Merkmale aufwiesen. So konnten unerwünschte Verhaltensweisen verschwinden und sich die Gewünschten durchsetzen.

Nicht mehr alle Tiere, die wir heute als Haustiere halten, könnten in der Wildnis überleben.

Warum halten wir Haustiere?

Primär waren die heutigen Haustiere wie Pferde, Hunde oder Katzen Arbeitstiere. Die Pferde waren auf den Feldern behilflich, Hunde bewachten den Hof oder die Schafsherde, Katzen fingen Mäuse.

Heute werden Haustiere „aus Spaß“ gehalten. Sie haben meistens keine speziellen Aufgaben mehr, sie dienen als „Hobby“ oder zur Unterhaltung. Zudem wurden in Amerika Beobachtungsstudien durchgeführt, die belegen sollen, dass Haustiere den Stress reduzieren und sich günstig auf Herz-Kreislauf-Parameter auswirken.

Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch nicht, dass sich Menschen jetzt planlos ein Tier zulegen sollten. Die Studie bezog sich nicht nur auf Hunde oder Katzen, auch Kleintiere können den Stresslevel senken. Diese Studien beziehen sich auf domestizierte Tierarten, also Tiere deren genetische Merkmale üblicherweise dafür sorgen, dass sie uns nicht verspeisen wollen.

Tiere als Ware

Tiere kosten Geld. Nicht erst dann wenn sie fressen müssen oder krank sind, sondern bereits in ihrer Anschaffung. Die schwarzen Schafe machen mit illegalem Welpenhandel und Welpenfabriken immer wieder Schlagzeilen. Rassehunde kosten mittlerweile mehrere tausend Euro und die Rassekatzen liegen preislich meist nur kurz dahinter.

Gelangweilten reichen Menschen reicht häufig der Jaguar im Fuhrpark nicht mehr aus, vielmehr soll ein Jaguar im Jaguar auf der Rückbank sitzen. Die grazile Wildkatze wiegt zwischen 50 und 100 Kilo, also nicht mehr als ein erwachsener Mensch. Die Wildtiere kosten in der Regel etwas mehr als ein Hund oder eine Katze.

Dem ARD-Team wurde eigenen Angaben zufolge ein Löwe für 2.500 Euro angeboten. Auch auf der Website exotic-cats.com werden Wildkatzen für 2.000 bis 5.000 Euro angeboten. Das eigentlich perverse ist jedoch der Button „Add to card“ und das „out of Stock“ bei bereits verkauften Tieren.

Ist der Kauf von Wildtieren erlaubt?

Das Groteske ist, dass Du in Deutschland Wildtiere wie Löwen, Leoparden, Jaguare oder Tiger legal kaufen kannst, wenn diese nicht aus einem Wildfang stammen, sondern aus einer Zucht.

Das Problem ist, dass jede Zucht mit einem Wildfang anfängt. Bei dem Fang eines Löwen ist es zu Zwecken der Nachzucht auch nicht getan. Es müssen in der Regel mehrere Weibchen zum Austragen von Jungen gefangen werden. Nach einer Tragezeit von etwa 110 Tagen kommen bis zu sechs Junge Löwen zur Welt. Diese werden dann ohne Prüfung der Verhältnisse vor Ort an denjenigen verhökert, der bereit ist, den angegebenen Preis zu zahlen.

Gerade bei „Schnäppchen“ wird davon ausgegangen, dass es sich um keine Zuchttiere, sondern um illegale Wildfänge handelt.

Darf ich in Deutschland ein Wildtier als Haustier halten?

Es existieren in Deutschland bundesweit Mindestanforderungen, was die Haltung von Großkatzen anbelangt. Diese sind im Säugetiergutachten, welches durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft erarbeitet wurde, festgelegt. Es handelt sich hierbei jedoch um Richtlinien, die durch die Bundeländer und die Kommunen eigenständig ausgelegt werden können.

Einige Bundesländer verfügen über Gefahrtierverordnungen. Zu diesen gefährlichen Tieren gehören sowohl Tiger als auch Löwen. Die privaten Tierhalter müssen sich in diesen Bundesländern eine Genehmigung bei den zuständigen Behörden einholen. Änderungen im Bestand müssen diesen Behörden ebenfalls mitgeteilt werden. In insgesamt sieben Bundesländern dürfen Tiger privat gehalten werden, wenn ein ausreichend großes Gehege für diese vorhanden ist.

In vielen Bundesländern wie dem Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Baden-Württemberg gibt es keine eindeutige Definition darüber, was ein „gefährliches Tier“ ist. Folglich dürfen alle Tiere, die kein Bestandteil des Washingtoner Artenschutzabkommens sind ohne Genehmigung gehalten werden.

Demzufolge ist die Dunkelziffer auch bei Tieren, die unter Artenschutz stehen, vermutlich sehr hoch. Bei Löwen und anderen Großkatzen dürfte sich die Dunkelziffer jedoch in Grenzen halten, da ein Verstecken dieser Tiere aufgrund ihrer Größe relativ problematisch sein dürfte (Quelle).

Warum sind Löwen als Haustier keine besonders gute Idee?

Eigentlich sagt einem der natürliche Menschenverstand, dass wild lebende Tiere, die nicht domestiziert wurden und mehr wiegen als man selbst, kein ideales Haustier sind. Bei aller Liebe kann Dich ein ausgewachsener Löwe aus Versehen verletzten.

Löwen sind keine Einzelgänger, sie leben in freier Wildbahn in Rudeln zusammen, die aus zwei bis drei männlichen Tieren sowie mehreren Weibchen und ihren Nachkommen bestehen. Die Rudelgröße schwankt zwischen vier und 40 Mitgliedern. Die Reviergröße ist ebenfalls unterschiedlich groß und kann 20 bis 400 Quadratkilometer umfassen. In privater Haltung wird kein Gehege diese Größen erreichen können.

Ist der Löwe ein Statusobjekt?

Eindeutig ja. Löwen wiegen zwischen 100 und 200 Kilogramm. Ein erwachsener, männlicher Löwe hat eine Schulterhöhe von 1,20 Metern, d.h. er ist einen bis zwei Köpfe kleiner als ein Durchschnittsmann.

Der Grund warum die Löwen als Statusobjekt reicher Menschen dienen ist natürlich die Statur, das majestätische Auftreten und seine Schönheit. Er symbolisiert Stärke und Männlichkeit. Ich bin mir nicht sicher, ob die privaten Halter von Löwen wissen, dass diese eigentlich relativ faul sind. Nach kurzen Einheiten des Jagens chillen sie überwiegend im Schatten und tun nichts.

Neben dem stattlichen Auftreten haben Löwen einen Bärenhunger. Sie fressen im Schnitt 10 kg Fleisch am Tag. Das ist super, weil sich hierdurch sehr viele Menschen die Haltung von Großkatzen nicht leisten können.

Dienen alle Bilder und Videos auf Social Media der Aufmerksamkeit?

Nicht alle Bilder, die du auf Social Media mit Löwen, Tigern, Panthern oder Jaguaren findest, sind in einer Zwangshaltung entstanden.

Es gibt Naturschutzprojekte wie das von Dean Schneider, die ihre Erfolge aber auch ihr alltägliches Leben auf Social Media posten. Dean Schneider ist ein reicher Schweizer, der mit Sicherheit das Geld und das Grundstück gehabt hätte, sich einen Löwen zu importieren. Er hat sich jedoch im Sinne der Tiere für einen ganz anderen Weg entschieden.

Er hat in Südafrika ein 400 Hektar großes Grundstück gekauft. Dieses ist umzäunt, um Schutz vor Wilderern zu bieten. Und vor Touristen. Er zeigt zwar sein Leben 10,1 Millionen Followern auf Instagram, er bietet jedoch keine Safaris an. Die Hakuna-Mipaka-Farm bietet ihm und seinen Mitarbeitenden ein Ort zum Leben in der Wildnis. Sie sind zu Gast bei den Wildtieren.

Dean Schneider wildert in Gefangenschaft geborene oder gehaltene Tiere aus und sorgt für Nachzuchten bedrohter Tierarten, die ihr Leben in dem Resort verbringen können. Dieses nahezu einmalige Tierschutzprojekt hat nichts mit der privaten Qualhaltung von Wildtieren zu tun. Dean Schneider lässt uns an seinem Leben teil haben, die Unterhaltung des Resorts kostet über 20.000 Euro monatlich. Bezahlt wird das Tierschutzprojekt auf Basis von Spendengeldern und durch die Unterstützung seiner Familie.

Natürlich macht er auf Social Media auf sein Projekt aufmerksam. Es bleibt zu hoffen, dass hierüber auch Sponsoren für das Projekt gefunden werden. Und es kommt hoffentlich zu Nachahmern. Menschen, die über viel Geld verfügen können so ein Stück einmalige Natur kaufen und schützen.

Warum Safaris nicht besser sind als das Halten von Wildtieren

Bilder von Wildtieren mit Menschen wirken auf den Betrachter zunächst einmal verstörend. Sie imponieren aber auch. Einige Menschen sehen es als Mutprobe an, sich mit einem wilden Tier ablichten zu lassen. In den Resorts, in denen Safaris angeboten werden, müssen die Wildtiere einiges über sich ergehen lassen. Nicht immer sind sie bereit dazu. Im Marakele Nationalpark in Südafrika wurde ein Touristenführer angeblich bei lebendigem Leib von zwei Löwen verspeist.

Auf Safaris kommt es immer wieder zu teilweise tödlichen Unfällen. Die Unfallgegner sind nicht immer die Löwen, es kommt immer wieder zu Unfällen mit Elefanten aber auch mit Nashörnern und anderen Tieren.

Elefanten sind eigentlich nicht für ihren Killerinstinkt bekannt. Das ändert sich allerdings schlagartig, wenn sie gestresst sind oder sich bedroht fühlen. Dann rennen die Dickhäuter los und wenn es dumm läuft, trampeln sie dabei Safari-Besucher nieder. Das passierte einer New Yorkerin, die in Nairobi lebte und zum Unglückszeitpunkt ihr einjähriges Kind auf dem Arm hielt. In dem Artikel wird von Angriff des Elefanten gesprochen. Vielleicht wollte der auch nur einfach weg rennen, weil er den Rüssel voll hatte von den ganzen Touristen.

Stell Dir mal kurz vor, du wärst ein Löwe

Stell Dir mal einen kurzen Moment lang vor, der Mensch wäre nicht die „Krone der Schöpfung“. Du würdest morgens in deinem Bett liegen, nackt, Dein Kind an der Brust und es strecken Elefanten ihren Rüssel in deine Wohnung, weil sie es geil finden, wie ein wilder Mensch seine Brut groß zieht. Sie machen dabei auch noch Fotos und tatschen Dich und Dein Kind an.

Was tust Du eigentlich wenn ein Tier in Deine Wohnung eindringt? Du beförderst es raus, gleich ob es sich um Nachbars Katze, eine Fledermaus oder eine Feldmaus handelt.

Deine Wohnung, Deine Regeln. Möglicherweise gehörst Du zu den netten Menschen, die eine Lebendfalle aufstellen oder Du hast eine Katze, die das regelt. Bei mir regeln meine Hunde den Besuch von fremden Tieren. In meinem Garten, direkt neben meiner Tür wohnt eine Feldmaus-Familie. Die kommen nicht rein. Ich lasse sie in Ruhe, sie lassen uns in Ruhe, sie laufen nur rum, wenn die Hunde abgelenkt sind und alle sind glücklich, niemand muss sterben.

Vor Jahren hat sich mal ein Vogel in meine Wohnung verirrt. Ich habe diese bei geöffneten Fenstern und Türen mit meinen Hunden verlassen und als wir zurück kamen war der Vogel weg. So handeln die Wildtiere meistens. Erdulden, ducken, weg gehen. Menschen und Tieren gemein ist, dass sie um sich schlagen, sich wehren, wenn sie in die Enge getrieben werden. Auf die eine oder andere Art und Weise. Oder wenn sie an ihre Belastbarkeitsgrenzen geraten.

Der kurze Nervenkitzel ist es nicht wert

Natürlich ist es total aufregend, solche schönen, seltenen und eigentlich wilden Tiere einmal aus der Nähe zu betrachten. Es ist aufregend und gefährlich. Für alle Beteiligten. Stell Dir vor, du bist Löwe und ständig düsen irgendwelche dämlichen Touristen im Jeep durch dein Wohnzimmer.

Oder Du bist ein Löwe und würdest gerne Touristen in der Savanne jagen, leider hat Dich irgend so ein reicher Typ als Souvenir gekauft, weil der Jaguar in der Garage als Statusobjekt nicht mehr ausreicht. Du kannst also nicht das tun, was ein Löwe tun muss, sondern du hängst mit deinem Besitzer auf der Couch ab, gehst mit ihm Gassi oder musst dich in seinen Ferrari quetschen. Dabei wirst Du ständig gefilmt oder fotografiert.

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