Klimawandel

Das Willow-Project

Bild von David Mark auf Pixabay

Joe Biden hat das Willow-Project in Alaska genehmigt. Diese Genehmigung ist die Bankrott-Erklärung der USA gegenüber ihrer Klimaziele und dem Umweltschutz. Zugleich hat Biden sein Wahlversprechen zugunsten des Energiekonzerns ConocoPhillips gebrochen.

Das ursprünglich durch Donald Trump genehmigte Willow-Project wurde im Jahr 2021 zunächst aufgrund seiner fatalen Auswirkungen auf die Umwelt durch ein Gericht gestoppt. Biden hat die ursprünglichen Pläne nun überarbeitet. Anstelle der zunächst fünf geplanten Bohrfelder wird es nur noch drei geben. Auf diesen drei Bohrfeldern sind derzeit 219 Bohrungen geplant. Das Ziel ist die Beförderung von 180.000 Barrel Öl täglich.

Die unmittelbaren Auswirkungen des Willow Projects auf Menschen und Tiere

In Alaska befindet sich die größte Fläche unberührter Natur der USA. Das war zumindest bis jetzt der Fall. Werden Teile dieser Flächen für Bohrungen genutzt, zum Verlegen von Pipelines oder zum Bau von Straßen und Flughäfen, dann sind der Karibu und der Eisbär wohl nur die Bekanntesten und größten Tiere, denen der Lebensraum genommen wird.

Das Willow-Project wird derzeit durch Teile der ansässigen indigenen Bevölkerung als finanzieller Rettungsanker gesehen. Allerdings ist hier zu befürchten, dass die Menschen vor Ort keinerlei Erfahrung mit der Profitgier von Konzernen gemacht haben. Natürlich verspricht das Willow-Project zunächst eine bessere infrastrukturelle Anbindung und somit neue Möglichkeiten der Versorgung.

Die Anbindung und Versorgung indigener Gruppen steht allerdings nicht im Fokus des Projekts, es spielt aus Sicht des Konzerns wahrscheinlich überhaupt keine Rolle. Die Anzahl der langfristigen Arbeitsplätze ist mit 300 Personen auch eher gering. Zudem wird ConocoPhillips zumindest die obere und mittlere Führungsebene nicht mit Einheimischen besetzen.

Die Versorgung, Bewirtung und Verpflegung von 300 Personen ist zudem keine lukrative Einnahmequelle oder gibt es in Deutschland noch viele kleine Dörfer mit Lebensmitteleinzelhandel? Je höher der Anteil der nicht einheimischen Beschäftigen ist, umso wahrscheinlicher wird es, dass Waren importiert werden. Waren, die sich die indigene Bevölkerung vermutlich nicht leisten kann. Neben den Umweltschäden durch Bohrungen wird auf der anderen Seite Müll durch die Beschäftigten entstehen. Müll, der entsorgt werden muss.

Fakt ist: ConocoPhillips ist kein Sozialunternehmen, dass die indigenen Bevölkerungsgruppen retten möchte, das Unternehmen möchte seinen Profit maximieren und täglich 180.000 Barrel Öl fördern. Dies geschieht nach der Bauphase mit einer geringen Anzahl an Mitarbeitenden vor Ort. Bereits jetzt arbeiten einige Einheimische in der Ölindustrie. Nicht, weil sie die Zerstörung der Umwelt vor Ort befürworten, sondern weil sie durch die Einnahmen überleben können.

Die Langfristigen Auswirkungen

Das Willow-Project ist derzeit mit einer Laufzeit von 30 Jahren geplant. Das bedeutet, dass in diesen 30 Jahren nicht nur die bislang unberührte Natur in Alaska zerstört oder zumindest empfindlich gestört wird, sondern auch durch die Förderung von Erdöl CO2 freigesetzt wird. Es ist zudem erwartbar, dass sich an den Orten, an denen die Bohrungen stattfinden und Arbeiter leben eine Infrastruktur aufbauen wird. Diese Infrastruktur erfordert mehr Beschäftigte, die wiederum mehr Platz benötigen und ebenfalls vor Ort eine Infrastruktur benötigen. Es ist erwartbar, dass ein Teil der Ge- und Verbrauchsgüter zunächst eingeflogen werden müssen.

Das Willow-Project wird also die Natur, die Landschaft nachhaltig beeinflussen. Durch den Bau der Bohrstationen zerstört ConocoPhillips Lebensräume für Menschen und Tiere. Es kommt zu Verdrängungsprozessen und langfristig möglicherweise zu Artensterben.

Die Auswirkungen auf das Klima

Der Grund, warum Umweltschutzorganisationen gegen das Willow-Project Sturm laufen, sind die mittel- und langfristigen Auswirkungen auf das Klima. Durch die Bohrungen in Alaska werden bis zu 9,2 Millionen Tonnen CO2 jährlich freigesetzt. Auf die gesamt Laufzeit von 30 Jahren bedeutet das, dass es zur Freisetzung von bis zu 280 Millionen Tonnen CO2 kommen kann (weiterlesen). Aus diesem Grund gibt es weltweit mehrere Petitionen, darunter die Deutsche auf chance.org. Diese Petition hat bereits über 5 Millionen Unterstützer. Das beweist, dass das Willow-Project nicht nur durch aktive Umweltschützer abgelehnt wird, sondern auch durch Menschen, die wissen, dass wir nicht mehr auf fossile Energien angewiesen sind.

Auch wenn wir derzeit noch nicht ganz auf fossile Brennstoffe verzichten können, sollte diese Form der Energiegewinnung jedoch ein Auslaufmodell sein. Das Vorhaben von ConocoPhillips, das mit freundlicher Genehmigung der US-Regierung durchgeführt werden soll, tritt die Vereinbarungen der Vereinten Nationen und des Pariser Klimaabkommens mit Füßen.

Das Pariser Klimaabkommen

Das Übereinkommen in Paris ist das Resultat der Weltklimakonferenz. An dieser Konferenz nahmen 195 Staaten teil. Das entspricht 100% der unabhängigen Länder auf dieser Erde. Alle 195 Staaten verpflichteten sich am 12. Dezember klimafreundlich zu interagieren und den Klimawandel einzudämmen. Es handelt sich hierbei um ein völkerrechtliches Übereinkommen, an dem alle Länder der Erde beteiligt sind, jedoch Entwicklungs- und Schwellenländer insbesondere beim Wissens- und Technologietransfer Unterstützung erhalten.

Der Sinn hinter dieser Unterstützung liegt in der Geschichte aller Industrieländer. Diese konnten die rasanten Entwicklungsschritte insbesondere aufgrund der günstigen fossilen Energie gehen. Entwicklungs- und Schwellenländer können sich nur dann weiterentwickeln, wenn sie Zugriff auf günstige Energiequellen haben. Natürlich hängt die Weiterentwicklung von Staaten und Nationen von mehreren Faktoren ab, die Energie ist jedoch ein sehr elementarer Faktor.

Die Rolle der USA beim Klimaabkommen

Nachdem das Klimaabkommen in einem kurzweiligen Ratifizierungsprozess im November 2016 in Kraft treten konnte, kündigte Donald Trump bereits 2017 den Austritt der USA an. Dieser wurde im Jahr 2020 vollzogen und im Jahr 2021 durch Joe Biden rückgängig gemacht. Die USA war also der einzige Staat dieser Erde, der aus dem Klimabündnis ausgetreten ist.

Im Jahr 2021 waren es die USA die zum internationalen Klimagipfel einluden. Joe Biden erklärte die Umwelt- und Klimapolitik zur wichtigsten Aufgabe. Das Ziel der USA (2021) war die Reduktion der Treibhausgase um 50 Prozent bis zum Jahr 2030 (im Vergleich zum Jahr 2005) und die Klimaneutralität bis zum Jahr 2050. Die EU möchte ihre Treibhausgase bis zum Jahr 2030 um 55 Prozent reduzieren. Die EU hat allerdings mit der Neuformulierung ihrer Ziele einen Faktor in die Berechnung mit einbezogen, der dafür sorgt, dass keine valide Berechnung erfolgen kann.

Bei den 55 Prozent handelt es sich um einen Nettowert, bei dem die Speicherkapazitäten von Wäldern und landwirtschaftlichen Flächen gegengerechnet werden. Hierbei gibt es mehrere unsichere Faktoren, wie beispielsweise die intensive Nutzung dieser landwirtschaftlichen Flächen. Die tatsächliche Reduktion beträgt folglich nur zwischen 52,8 und 50,5 Prozent.

Die UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung

Wie auch das Pariser Abkommen wurde die UN-Agenda 2030 im Jahr 2015 verabschiedet. Die Agenda umfasst sowohl ökologische als auch ökonomische und soziale Aspekte. Die UN-Agenda umfasst 17 globale Ziele:

  • Armut beenden
  • kein Hunger
  • Gesundes Leben
  • Hochwertige Bildung
  • Geschlechtergerechtigkeit
  • Saubere Energie
  • Sauberes Wasser
  • Arbeit und Wirtschaftswachstum
  • Ausbau der Infrastruktur
  • Reduzierung sozialer Ungleichheiten
  • Nachhaltige Städte
  • Nachhaltiger Konsum
  • Klimaschutz
  • Leben unter Wasser
  • Leben an Land
  • Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
  • Partnerschaften für diese Ziele (Quelle.)

Der Punkt Klimaschutz bezieht sich auf das Pariser Abkommen, jedoch zeigt die Agenda der UN, dass viele weitere Entwicklungsziele Faktoren des Klimaschutzes sind. Die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung beinhalten auch die Interaktion der einzelnen Ziele miteinander.

Klimaschutz bedeutet auch immer Schutz der Ärmsten. Während wohlhabende Menschen aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten aber auch aufgrund ihres Aufenthaltsortes Temperaturerhöhungen zwischen 1 und 2 Grad Celsius kompensieren können, werden Teile dieser Erde unbewohnbar werden. Nicht zuletzt fand jahrelang die Entsorgung von Plastik- und Giftmüll in Entwicklungsländern statt.

Die Auswirkungen des Willow-Projects auf die Klimaziele

Das Willow-Project widerspricht allen Klimazielen, die 2016 in Paris beschlossen wurden. ConocoPhillips investiert in das Willow-Project 8-10 Milliarden US-Dollar. Wenn die Bohrungen so wie derzeit geplant stattfinden, handelt es sich um das größte Ölprojekt, das auf staatlichem Boden stattfindet. Die Menge an gefördertem Öl entspricht 1,5 Prozent der Gesamtmenge. Das hört sich zwar nicht viel an, aber selbst, wenn es nicht viel wäre, ist es ein Schritt in die völlig falsche Richtung. Konzerne wie ConocoPhillips erhalten durch Regierungen, in diesem Fall die US-Regierung, die Macht, die Projekte zu realisieren, die die für sie höchsten kurz- und mittelfristigen Gewinne versprechen.

Bereits 2015 und 2016 wurden im Pariser Abkommen und in der UN-Agenda festgehalten, dass der Weg weg von der konventionellen Energiegewinnung Richtung erneuerbarer Energien geht. Statt in die Erforschung und Weiterentwicklung CO2-neutraler Energien zu investieren, werden jetzt 8-10 Milliarden investiert, um erneut Treibhausgase zu produzieren.

Das Willow-Project zeigt klar und deutlich, wie sehr wirtschaftliche Interessen vor das Wohl von Millionen Menschen gestellt werden. Es ist noch nicht abschließend geklärt, wann wir den „Kipppunkt“ erreicht haben. Insbesondere solche Projekte wie das Willow-Project sorgen dafür, dass dieser schneller kommen wird als wir bisher dachten. Wenn dieser Punkt erreicht ist, kommt es zu einer Kette an Ereignissen, die dafür sorgen, dass wir fast keinen Einfluss auf die weitere Entwicklung haben.

Im Jahr 2016 haben 195 Staaten dieser Erde gemeinsam beschlossen, dafür zu sorgen, dass diese Erde für alle Menschen lebenswert bleibt. Diese gemeinsamen Ziele können nur zusammen umgesetzt werden. Wenn große Industrienationen wie die USA diese Vereinbarungen mit Füßen treten, dann hat dieses Verhalten Auswirkungen auf alle Bündnispartner. Es hat Auswirkungen auf die Art wie wir leben und wie wir uns ernähren. Wenn es zur Beschleunigung der Prozesse kommt, haben wir nach dem derzeitigen Stand nur wenig Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken.

Wenn ganze Länder dieser Welt nicht mehr bewohnbar sein werden, wird es zu Massenfluchtbewegungen kommen. Zu Hunger, zu Verteilungskämpfen und Kriegen. All das zeigt, dass die Ziele der UN-Agenda zusammenhängen, keiner von ihnen kann isoliert betrachtet werden. Sollen wir all das in Kauf nehmen, nur damit ein Konzern möglichst viel Profit machen kann? Darf der Profit eines Konzerns über das Wohl von Millionen Menschen stellen?

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