Plastikwelt

Auf dem BIld befindet sich ein kleiner Junge in einem Müllhaufen, in dem sich viel Plastikmüll befindet.
Bild von Wolfgang Stemme auf Pixabay

Wir leben in einer Welt aus Plastik. Es ist aus unserem Alltag nicht mehr weg zu denken. Kaum jemand von uns kann sich vorstellen mit Glasbehältern oder Vorratsdosen einkaufen zu gehen.

Die verschiedenen Arten Plastik

Plastik ist nicht gleich Plastik, es gibt verschiedene Arten und Herstellungsverfahren. Wir verwenden im alltäglichen Gebrauch auch nicht alle vorhandenen Sorten an Plastik. Hier stelle ich die Bekanntesten vor:

Polyethylen (PE)

Polyethylen wird durch die Polymerisation von Ethylenmonomeren hergestellt. Es ist das häufigste Kunststoffmaterial und wird häufig für Verpackungen, Folien und Behälter verwendet. Es gibt verschiedene Typen von Polyethylen (zB, HDPE, LDPE). HDPE (High-Density Polyethylen) ist gut recycelbar, während LDPE (Low-Density Polyethylen) aufgrund seiner geringen Dichte schwierig zu recyceln ist.

Polypropylen (PP)

Polypropylen wird durch die Polymerisation von Propylenmonomeren hergestellt. Es wird häufig für Verpackungen, Textilien und Kunststoffteile in Autos verwendet. Polypropylen ist prinzipiell recycelbar, jedoch akzeptieren es nicht alle Recyclinganlagen. Die Recyclingfähigkeit hängt von der Reinheit des Materials ab.

Polyvinylchlorid (PVC)

PVC wird durch die Polymerisation von Vinylchloridmonomeren hergestellt. Es wird sowohl in der Bauindustrie für Rohre, Bodenbeläge und Fensterprofile als auch in der Elektronikindustrie verwendet. PVC ist schwer zu recyceln, da es in der Regel mit Weichmachern und anderen Zusatzstoffen gemischt ist. Dies erschwert die Verwertung.

Polystyrol (PS)

Polystyrol wird aus Styrolmonomeren hergestellt und ist als expandiertes Polystyrol (EPS) für Verpackungen und als extrudiertes Polystyrol (XPS) für die Wärmedämmung bekannt. Der Kunststoff kann prinzipiell recycelt werden.

Polyethylenterephthalat (PET)

PET wird durch die zweistufige Kondensation von Terephthalsäure und Ethylenglykol hergestellt. Es wird häufig für Getränkeflaschen und Verpackungen verwendet. Mittlerweile erfolgt die Herstellung des PET häufig aus bereits verwendeten Kunststoffflaschen. PET ist gut recycelbar und wird in vielen Regionen gesammelt und recycelt.

Polycarbonat (PC)

Polycarbonat wird durch die Polymerisation von Bisphenol A und Phosgen hergestellt. Es wird für transparente Kunststoffe wie sie für Flaschen, Brillen und elektronischen Geräte verwendet. Die Recyclingfähigkeit von Polycarbonat ist begrenzt, da es in der Regel Bisphenol A enthält.

Plastik ist nicht zwangsläufig schlecht

Kunststoffe haben sich, weil sie günstig und leicht sind am Markt durchgesetzt. Schwere Flaschen, Glas- oder Tonbehälter konnten durch Plastikartikel ersetzt werden. Damit entspricht Plastik dem, was wir uns in einer mobilen Welt benötigen. In Plastikdosen packen wir unsere Brote und unser Mittagessen, wenn wir mittags nicht nach Hause kommen.

Diese Plastikgefäße existieren bereits länger; bereits im Jahr 1907 gelang die industrielle Herstellung von Plastik. Jährlich werden 245 Millionen Tonnen Plastik hergestellt, davon werden 60 Millionen Tonnen in Europa hergestellt (Quelle).

Die industrielle Massenproduktion hatte ihre Ursprünge in den 1960er Jahren. Damals gab es die ersten Selbstbedienungsläden, bei denen die Kunden sich fertig abgewogene und abgepackte Waren im Supermarkt selbst nehmen können. Bis dahin gingen die Menschen mit einer Milchkanne, einem Gefäß etc. in den Laden, um dort Milch, Mehl etc. zu kaufen. Bereits in den 1960er Jahren begann der Import von Lebensmitteln sowie die Ausweitung der Angebotspalette. Diese Waren mussten so verpackt und transportiert werden, dass sie heil und haltbar beim Kunden ankommen.

Plastik, das wir immer wieder nutzen, ist nicht zwangsläufig schlecht. Problematisch sind die vielen Einwegplastikartikel, in die unsere Konsumwaren und unsere Lebensmittel eingepackt werden.

Wie viel Plastikmüll entsteht pro Jahr?

Die Menge des Alleine in Deutschland fielen im Jahr 2021 5,67 Millionen Tonnen Plastikmüll an. Davon ist 96% Einwegplastik, also sog. Post-Consumer-Abfälle. Die vier verbleibenden Prozent entstehen bei der Herstellung und der Weiterverarbeitung der Kunststoffe.

All dieser Plastikmüll muss entsorgt und im Idealfall abschließend recycelt werden. Das verbraucht erneut Energie. Insgesamt ist Plastik für einen kurzen Gebrauch ein energieintensives Produkt, das nicht ausreichend entsorgt wird.

Plastik an sich kann biologisch nicht vollständig abgebaut werden. Derzeit wird davon ausgegangen, dass Mikroorganismen die Kunststoffe nicht vollständig zersetzen. Die einzelnen Partikel an sich werden zwar kleiner, jedoch verschwinden sie nicht vollständig. Der Grund hierfür ist, dass der Kunststoff biologisch betrachtet, ‚inert‘ ist, was bedeutet, dass sie kaum mineralisieren (Quelle).

Plastik in den Weltmeeren

Es ist schwierig, die genaue Menge an Plastik in den Meeren zu bestimmen, da sie ständig in Bewegung ist und sich auf verschiedene Weisen verteilt. Die Schätzungen variieren, es wird jedoch angenommen, dass Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen schwimmen. Jährlich gelangen etwa 8 Millionen Tonnen Plastik vom Landesinneren in die Meere (Quelle). Es wird derzeit von einer Gesamtmenge von 150 Millionen Tonnen ausgegangen.

Davon ausgehend ist ein Modell entstanden, bei dem es einen 7. Kontinent gibt, der nur aus Plastik besteht. Es handelt sich hierbei jedoch um eine Konvergenzzone, die ausschließlich aus Müll besteht. Der sog. Great Pacific Garbage Patch befindet sich im Nordpazifik zwischen Japan und Kalifornien.

Dies ist jedoch nicht die einzige Konvergenzzone. Mittlerweile sind weitere fünf Zonen bekannt. Die Wirbelströmungen bewegen eine Art „Müllsuppe“, die aus kleinsten Plastikpartikeln bestehen. Der Great Pacific Garbage Patch könnte geschätzt aus zwischen 45 und 129 Tausend Tonnen Müll bestehen.

Der Plastikmüll in den Meeren hat verheerende Auswirkungen auf die Meerestierwelt, da Tiere sich in Plastik verheddern können oder es fressen, was zu ernsthaften Gesundheitsproblemen und sogar zum Tod führen kann. Außerdem können giftige Substanzen aus dem Plastik ins Wasser gelangen.

Mikroplastik

Ein erheblicher Teil des Plastikmülls in den Meeren besteht aus Mikroplastik, winzigen Partikeln, die durch den Zerfall größerer Kunststoffteile entstehen oder direkt als Mikroplastikprodukte ins Meer gelangen. Unterschieden wird zwischen hergestelltem Mikroplastik und entstandenem Mikroplastik. Hergestelltes Mikroplastik ist beispielsweise in Kosmetika oder in Zahnpasta enthalten. Zudem kann Mikroplastik entstehen, wenn Kunststoffe zerfallen. Die Mikroteilchen sind in der Regel unter 0,5 mm groß und meist durch das bloße Auge nicht erkennbar

Unabhängig von der Entstehung des Mikroplastiks verursachen die 330.000 Tonnen, die in Deutschland in die Umwelt gelangen, immense Probleme. Es handelt sich hierbei um nicht vermeidbare Umweltbelastungen. Etwa ein Drittel des Mikroplastiks entsteht durch Reifenabrieb.

Im Meer selbst wird der größte Anteil an Mikroplastik durch verlorene oder entsorgte Schleppnetze und Reusen verursacht. Das Mikroplastik schädigt nicht nur die im Meer lebenden Tiere. Über die Nahrungsmittelkette kommt es zu uns zurück. Mittlerweile konnten Forscher Mikroplastik bereits in unserem Gefäßsystem nachweisen.

Beseitigung von Plastik aus dem Meer

Das Entfernen von Plastik aus den Ozeanen ist eine technisch anspruchsvolle Aufgabe. Es gibt verschiedene Ansätze, wie das Aufstellen von Auffangvorrichtungen oder die Förderung von Aufräumaktionen, aber es ist schwer, den bereits vorhandenen Müll vollständig zu beseitigen. Eines der wohl bekanntesten Projekte ist „The Ocean clean up“. Dieses rief Boyan Slat ins Leben. Der damals 16-jährige sah im Griechenland-Urlaub das viele Plastik im mehr und entwickelte den Plan, die Ozeane von Plastikmüll zu befreien. Die Universität Delf setzte das Projekt wissenschaftlich um. Seit 2018 sammelt das Projekt am Meeresboden Plastikmüll.

Neben dem „The Ocean clean up“ gibt es weitere Projekte wie das „Everwave“. Auch hier filtert eine Plattform selbst kleinste Plastikpartikel aus den Meeren. Mit dem Projekt Seekuh setzte die Umweltorganisation One Earth – One Ocean (OEOO) zunächst einen Katamaran ein, um die Meere von Öl, Chemikalien und Plastikabfällen zu befreien. Bei der Aktion „Healthy Seas“ entfernen ehrenamtliche Taucher zurückgelassene Fischernetze und bei dem Projekt „Seabin“ filtert eine Art Mülltonne Plastik aus dem Meer.

Letzen Endes ist Vermeidung von Plastik die effektivste Lösung. Plastik, das nicht existiert, schwimmt nicht als Plastikmüll in den Ozeanen. Dieses Problem erfordert weltweite Anstrengungen und Lösungen, angefangen bei der Vermeidung von Einwegplastik bis hin zur Verbesserung der Abfallwirtschaftssystemen.

Das Plastik in unserem Leben

Es gibt eine Vielzahl verschiedener Plastikarten, die zu den unterschiedlichsten Zwecken eingesetzt werden. Prinzipiell erleichtert Plastik unser Leben und sorgt dafür, dass wir schnell auf dem Heimweg abgebpackte Lebensmittel kaufen können.

Ich glaube die wenigsten von uns wären in der Lage von heute auf Morgen den Alltag so zu planen und zu strukturieren, dass wir zu unseren Einkäufen Gefäße mitnehmen. Ein Einkauf im Unverpacktladen bedarf meist einiger Vorbereitung und die wenigsten von uns wohnen direkt neben einem.

Mittlerweile haben bereits einige Lebensmittelmärkte Unverpackt-Ecken. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn man nur ein paar Gramm benötigt. Hier befinden sich jedoch in der Regel nur trockene Lebensmittel wie Nüsse, Nudeln oder Mehl.

Veränderung unseres Verhaltens

Dennoch werden wir nicht drum herum kommen uns in Bezug auf unser Konsumverhalten ein wenig zu bremsen oder die Recyclingverfahren so zu verbessern, dass kaum Schäden entstehen. Allerdings ist ein Produkt, das sich im Umlauf befindet immer ressourcennutzend. Selbst bei optimaler Kreislaufwirtschaft werden Ressourcen verbraucht.

Aufgrund der Verordnungen und Vorschriften in Bezug auf Lebensmittelhygiene ist die Umsetzung eines Mehrwegsystems im Handel vielversprechender als das Mitbringen eigener Gefäße. Die Waren müssten trotzdem abgepackt werden, die Behälter können zurückgegeben werden.

Diese Lösungen sind jedoch alle im Vergleich zum Ist-Zustand kostenintensiver. Das wird in erster Linie die Konsumenten abschrecken. Die Produzenten und Händler haben damit weniger Probleme, weil sich die steigenden Preise im Produkt widerspiegeln.

Fazit

Plastik ist nicht per se schlecht. Es gibt nur sehr wenige Haushalte in diesem Land, die nahezu komplett auf Plastik verzichten können. Alle anderen besitzen sehr viele Artikel aus Plastik. Teilweise bekommen wir bestimmte Dinge nicht oder nur sehr schwer aus anderen Materialien wie Holz, Ton oder Glas.

Unser Alltag ist nicht darauf ausgelegt mit unseren Töpfen einen weit entfernten Laden aufzusuchen. Dennoch sollten wir uns darbietende Alternativen nutzen. Selbst wenn es Dir nur vorkommt wie eine Kleinigkeit, jeder einzelne Beitrag ist wertvoll und ein Schritt in die Richtige Richtung.

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