Innere Ruhe durch äußere Ordnung

Auf dem Bild befindet sich ein Stuhl und ein Wäschekorb auf einem Holzboden vor einer weißen wand. Das Bild spiegelt die Ordnung in einem aufgeräumten Haushalt wieder
Bild von Sarah Dorweiler auf Pixabay

„Ordnung ist das halbe Leben“. Stimmt das wirklich? kann Ordnung uns im Alltag hilfreich sein und Freiraum und Freiheit bieten?

Unser Leben als Jäger und Sammler

Seit es Menschen gibt, sammeln diese Dinge, später gingen sie sogar Jagen. Jagen und Sammeln entstammen dem Selbsterhaltungstrieb. Hierdurch wurde versucht den Fortbestand der eigenen Art zu sichern, insofern Kenntnisse zu Anbaumethoden nicht vorhanden oder nicht anwendbar waren.

Wir gehören zu einer der ersten Generationen in Deutschland, die noch nie Hunger oder Durst erleiden mussten. Einen Zwang zu jagen oder zu sammeln, gibt es nicht mehr. Kaum einer von uns ist auf das Sammeln von Holz angewiesen, um seine Wohnung zu beheizen. Diejenigen unter uns, die ihr Haus mit Holz heizen lassen sich dieses in der Regel liefern. Abendteurer und sparsame Menschen kaufen Bäume bei Pächtern auf oder sie pachten selbst ein Stück Wald. Das ist aber eher die Ausnahme

Überleben sichern

Während noch vor 100 Jahren das Sammeln und Aufheben bestimmter Gegenstände maßgeblich zum Überleben beigetragen hat, besteht diese Notwendigkeit nicht mehr. Wir müssen nicht mehr zwangsläufig Lebensmittel lagern, um über den Winter zu kommen und das Vieh zu füttern. Dennoch ist die Leidenschaft Dinge zu besitzen und zu behalten in uns geblieben.

Noch heute existiert der Spruch „Besser haben als brauchen“. Ein Großteil der Dinge, die wir besitzen, brauchen wir nicht wirklich, bei vielen Dingen bilden wir uns ein, dass wir sie benötigen. Im Gegensatz zu früher stehen wir einer scheinbar unendlichen Auswahl an Waren und Dienstleistungen gegenüber. Die Marketingabteilungen dieser Firmen geben alles, um uns davon zu überzeugen, dass wir einen Föhn für 300 Euro benötigen, weil nur dieser den Ansprüchen unserer Haare gerecht wird.

Warum ein Zuviel unsere Ordnung gefährdet

Je mehr wir besitzen, umso mehr Dinge können wir im alltäglichen Leben benutzen, nicht ordnungsgemäß verräumen oder verlegen. Je mehr Dinge wir besitzen, umso mehr Gedanken müssen wir uns um die Ordnung machen. Wirkliche Unordnung entsteht in den meisten Fällen genau dann, wenn mehr Zeugs als Platz existiert.

Wir müssen alle Dinge, die wir besitzen, aufbewahren. In einigen Fällen ist es ausreichend, wenn wir diese in einen Schrank oder Regal legen. Aber gerade, wenn es sich um Kleinteile handelt oder Dein Schrank zum Gemischtwarenladen wird, gefährden diese Dinge unsere Ordnung. Wir wissen, dass wir diesen einen vollgestopften Schrank besitzen, der dringend entrümpelt werden müsste, weil alles, sobald wir etwas suchen oder entnehmen, durcheinander fällt.

Entrümpeln: Warum es uns nicht nur von Zeugs befreien ist

Wenn Du in einer vollgestopften Wohnung lebst, wirst Du sicher bereits öfter das Gefühl gehabt haben, dass Dir quasi die Luft zum Atmen fehlt. Die Freude über die Dinge, die sich in der Wohnung befinden, ist längst verflogen, meist bereits kurz nach dem Kauf. Um Ordnung herstellen zu können, muss meist zunächst entrümpelt werden.

Der Prozess des Entrümpelns geht weit über das einfache Loswerden von unnötigem Besitz hinaus. Es befreit nicht nur physisch, sondern auch mental, weil der reduzierte Besitzstand ordentlich verstaut und aufbewahrt werden kann. Die Herstellung von Ordnung ist hierdurch wesentlich einfacher geworden. Der Besitz von Dingen, die wir nicht brauchen, kann eine Belastung für unser Unterbewusstsein sein. Das Loslassen von überflüssigem Ballast schafft Raum für positive Energie und ermöglicht es uns, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Hier findest Du Tipps zum Entrümpeln und hier erhältst Du Informationen, wie die entrümpelten Artikel entsorgt werden oder ein zweites Leben erhalten.

Entrümplungsmethoden

Zum Entrümpeln stehen Dir verschiedene Methoden zur Verfügung. Marie Kondo ist eine der bekanntesten Expertinnen auf diesem Gebiet. Ihre KonMari-Methode, die darauf abzielt, nur das zu behalten, was Freude bringt, hat Millionen von Menschen weltweit inspiriert, ihre Häuser zu entrümpeln und ihre Beziehung zu Besitz zu überdenken.

Neben den bekannten Büchern „Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert“, „Magic Cleaning 2: Wie Wohnung und Seele aufgeräumt bleiben“ und „Alles in Ordnung: Dein praktischer KonMari-Begleiter für Wohnung und Leben“ gibt es für alle die die Bücher nicht lesen möchten auf Netflix die Serie „Aufräumen mit Marie Kondo“ und „Glück und Freude mit Marie Kondo“

Du kannst natürlich auch andere Entrümplungsmethoden wählen oder Freestyle an die Sache rangehen. Allerdings sind Methoden wie die KonMari-Methode bereits erprobt, d.h. die Fehler haben die anderen bereits gemacht. Zudem halte ich diese Methode für eine faire Sache, da Du die Dinge behalten kannst, die Dir Freude bereiten. Natürlich besteht hier die Gefahr, dass zu viele Dinge „Freude“ bereiten. Ehrliche, offene und erbarmungslose Reflektion ist die Grundvoraussetzung für diese Methode und um Ordnung in Dein Zuhause zu bekommen.

So schlimm ist es bei mir nicht

Falls Du in die Netflix-Serie von Marie Kondo geschaut hast, wirst Du vermutlich zu dem Schluss kommen, dass Du nicht in einem mit Ramsch voll gemüllten Haus lebst und sowieso wesentlich weniger besitzt. Natürlich gehe ich davon aus, dass bei der KonMari-Serie nur Extremfälle gewählt wurden.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Amerikaner noch weniger als die Deutschen über ihren Konsum nachdenken. Es werden also noch mehr unnötige Gegenstände angehäuft als es in Deutschland der Fall ist. Zudem ist der kulturelle Umgang mit Besitz ein klein wenig anders als in Deutschland. Während Amerikaner gerne zeigen, was sie haben und sich über Konsum definieren, wird dieser in Deutschland nicht ganz so offen dargestellt.

Auch wenn bei dir nicht alle Schränke überquellen und die Vielzahl deiner Dinge dich unfreiwillig zu Fall bringen, wird es Gründe geben, warum Du diesen Artikel liest.

Ordnungssysteme installieren

Ein entscheidender Schritt in Richtung äußere Ordnung ist die Installation eines effektiven Ordnungssystems oder sogar von Mehreren verschiedenen Räumen. Das Ziel ist es, einen Platz für alles zu haben und sicherzustellen, dass jeder Gegenstand seinen festen Platz hat, an den Du ihn nach Gebrauch zurücklegen kannst. Die Ordnung erleichtert nicht nur den Zugang zu den Dingen, sondern sie trägt auch dazu bei, dass sie erhalten bleibt.

Du hast verschiedene Möglichkeiten, Ordnungssysteme zu gestalten. Das übergeordnete Ziel ist jedoch, dass Du den Überblick über die Dinge hast und das du an Dinge herankommst, die hinten liegen, ohne dass Du alles, was davor steht, durcheinander wirfst.

Bei mir haben sich Schubladenboxen durchgesetzt. Diese besitze ich in verschiedenen Formen und Größen. In der Küche und für meinen Nähkram nutze ich Holz und Plastik. Im Kleiderschrank nutze ich textile Faltboxen. In der Vorratskammer befinden sich unterschiedliche Boxen, teilweise Boxen aus dem Küchenbereich oder Kleiderschrank, die übrig geblieben sind oder zu einem späteren Zeitpunkt nicht benötigt wurden.

Sei Dir deiner Ordnung bewusst

Wenn du Dinge in einen Schrank ablegst, die vielleicht noch einige Tage oder Wochen ordentlich dort stehen, dann wird es Dir sicher häufiger passieren, dass Du gar nicht mehr weißt, dass Du diese Dinge besitzt. Oder Du hast eine Ahnung, dass du Kerzen besitzt, diese befinden sich aber nicht dort, wo Du dachtest, dass sie seien, oder sie sind an verschiedenen Orten.

Neben dem Bewusstmachen der eigenen Ordnung solltest Du ein System entwickeln, dass Dir den Alltag erleichtert. So solltest Du die Artikel, die Du im Badezimmer benötigst, entweder direkt darin oder in der Nähe lagern.

Geschlossene Schränke mit Türen

Die Art der Aufbewahrung kann ebenfalls einen großen Einfluss auf die optisch wahrgenommene Ordnung haben. Geschlossene Aufbewahrungen, wie Schränke mit Türen, verleihen dem Raum ein aufgeräumtes Aussehen, da sie den Blick auf den Inhalt verbergen. Das reduziert visuelle Ablenkungen und schafft eine beruhigende Atmosphäre.

Prinzipiell lässt es sich jedoch in Schubladen wesentlich besser Ordnung halten. In die Schränke solltest Du Boxen, wenn Du Kleinkram aufbewahrst. Diese Methode bietet sich natürlich nicht für Bücherschränke an. Hast Du allerdings in deinem Schrank verschiedenartige Artikel, solltest Du diese nach Kategorien in Boxen sortieren. Je nach Größe der Teile bietet es sich an, die Boxen zu unterteilen.

Ordnung halten

Das Schaffen von Ordnung ist nur der erste Schritt. Um Deine innere Ruhe langfristig zu bewahren, ist es entscheidend, diese Ordnung beizubehalten. Das erfordert tägliche Gewohnheiten, wie das Zurückstellen von Gegenständen an ihren Platz und das regelmäßige Überprüfen und Aufräumen von Räumen.

Wenn Du einen großen Haushalt hast, kannst Du Körbe in den Zimmern aufstellen. In diese Körbe kommt alles, was aus diesem Zimmer wieder raus transportiert werden muss. Wenn Du effektiv Ordnung halten möchtest, solltest Du nie mit leeren Händen von A nach B gehen. Wenn Du sowieso in die Küche gehst, nimm die Kaffeetasse vom Couchtisch mit. Wenn Du zum Badezimmer gehst, nimm die Schmutzwäsche aus dem Schlafzimmer mit

Verlockungen entsagen: Keine Annahme unnötiger Geschenke, kein unreflektierter Kauf von neuen Dingen

Die Verlockung, neue Dinge zu erwerben, kann Deine erreichte Ordnung schnell zunichtemachen. Du solltest bewusst auf unnötige Geschenke verzichten und Dich auf die wirklich notwendigen Dinge zu konzentrieren. Ein bewusster und nachhaltiger Konsum trägt nicht nur zur inneren Ruhe bei, sondern hat auch positive Auswirkungen auf die Umwelt.

Das Ablehnen von Geschenken ist sicher eine Kunst für sich. Natürlich möchten wir niemanden vor den Kopf stoßen und tun es trotzdem, wenn wir ein nett gemeintes Geschenk ablehnen. Bei Artikeln wie Cremes oder Lebensmitteln kannst Du diese entweder verbrauchen oder spenden. Es gibt kein Patentrezept zum eleganten Ablehnen unnötiger Gegenstände. Auch wenn Du sie spenden wirst, befinden sie sich eine Zeit im Haus.

Ausmist- und Ordnungsintervalle festlegen

Regelmäßige Ausmist- und Ordnungsintervalle sind entscheidend, um die äußere Ordnung aufrechtzuerhalten. Indem Du Dir bewusst Zeit dafür nimmst, Unnötiges loszuwerden und die Ordnung aufrechtzuerhalten, beschreitest Du einen Weg zu einer nachhaltigen Lebensweise.

Innere Ruhe durch äußere Ordnung zu erreichen, ist ein fortlaufender Prozess. Es erfordert Engagement, bewusstes Handeln und die Bereitschaft, sich von überflüssigem Ballast zu befreien. Doch die Belohnungen in Form von innerer Ausgeglichenheit und einem harmonischen Lebensraum sind den Aufwand mehr als wert.

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